Pressemitteilung Bündnis der Bürgerinitiativen vom 12.10.2016 (Thomas Scheffler)
Bereits im Kyoto-Protokoll von 1997 wurde die UN-Luftfahrtorganisation ICAO beauftragt, Emissionen von Treibhausgasen aus dem Luftverkehr zu begrenzen. Erst nach fast 20 Jahren hat die ICAO-Hauptversammlung in Montreal jetzt einem globalen Klimaabkommen zugestimmt. Kernstück des Abkommens ist ein noch zu entwickelndes sogenanntes Offsetting-System, mit dem ab 2020 weiter anwachsende CO2-Emissionen des Luftverkehrs kompensiert werden sollen. Von einer Reduzierung der CO2-Emissionen des Luftverkehrs ist nicht die Rede.
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft hat das Offsetting-System wie folgt erklärt: "Kohlendioxid- Emissionen, die durch Wachstum im Luftverkehr entstehen, sollen an anderer Stelle kompensiert werden. Dazu werden Klimaschutzprojekte aufgesetzt, etwa zum Umstieg von fossilen Energien auf erneuerbare Energien in einem lateinamerikanischen Dorf." (BDL Luftfahrt aktuell 4/2016). Es stellt sich die Frage, wie viele Kohleöfen und Dieseltrecker auf erneuerbare Energien umgestellt werden müssen, um die CO2- Emissionen eines einzigen Jumbo-Jet-Flugs auszugleichen. Das Offsetting-System ist naiv, voller unrealistischer Phantastereien und sogar gefährlich: Zertifikate auf Wälder und landwirtschaftliche Flächen als Offsetting- Projekte treten in Konkurrenz zu Flächen für Ernährung, Land- und Waldwirtschaft sowie Wildnis. Die Verlierer sind schon jetzt absehbar. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer.
Die CO2-Emissionen aus dem Wachstum des Luftverkehrs bis 2020 nimmt das Abkommen als gegeben hin. Erst das Wachstum ab 2020 soll durch das Offsetting-System erfasst werden. Das ist keine Lösung. Bedrohliche Klimaveränderungen, die schon jetzt die Menschheit zu spüren bekommt, werden ignoriert und es gilt ein "weiter so". Bis 2026 ist die Teilnahme am Programm sogar nur freiwillig und erst ab 2027 sind die Vorgaben des bis 2035 geltenden Abkommens verpflichtend, was danach kommt, bleibt offen.
"Luftfahrtunternehmen arbeiten gewinnorientiert und werden keinen Handschlag mehr als notwendig machen. Zwanzig Jahres hatte die ICAO Zeit, etwas Wirksames und Verbindliches auf die Beine zustellen. Was heraus gekommen ist, wirkt wie ein Gütesiegel der Vereinten Nationen für einen der größten Umweltsünder, das Flugzeug." so Thomas Scheffler, Sprecher des BBI Bündnis der Bürgerinitiativen.
Das „Bündnis der Bürgerinitiativen - Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr“,kurz: BBI, ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Initiativen. Das Bündnis streitet für die Wiedergewinnung und den Erhalt der Lebensqualität derMenschen im Rhein-Main-Gebiet. Es setzt sich für die Schaffung einer lebenswerten Region ein und fordert den Schutz der Menschen vor den schädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs und erklärt sich solidarisch mit allen von Verkehrslärmbetroffenen Menschen. Das Bündnis fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit der Mobilität.
Die gemeinsamen Ziele sind:
- Verhinderung des Ausbaus des Frankfurter Flughafens und anderer Flughäfen in der Region
- Schaffung von nächtlicher Ruhe durch ein absolutes Nachtflugverbot von 22 - 6 Uhr
- Schaffung von rechtlich einklagbaren Grenzen der Belastung für die Bürgerinnen und Bürger
- Verursachergerechte Zuordnung von Kosten auf die Luftverkehrsindustrie; Stopp der Subventionen
- Verringerung der Flugbewegungen auf maximal 380.000/Jahr und der bestehenden Belastungen durch Fluglärm, Luftverschmutzung und Bodenverbrauch durch Flugverkehr im Rhein-Main-Gebiet
- Stilllegung der Landebahn Nordwest
BBI-PMs Luftverkehr Klimaschutz