Pressemitteilung Bündnis der Bürgerinitiativen vom 11.04.2018 (Thomas Scheffler)
Auf einem 1650 ha großen Gebiet nahe Nantes an der Westküste Frankreichs sollte bereits in den 1970er Jahren ein neuer Flughafen gebaut werden. Schon damals regte sich Widerstand aus der lokalen Bevölkerung. Das Vorhaben scheiterte zunächst. 2002 wurden die Pläne wieder aufgenommen. Der neue Flughafen würde zu einer kompletten Urbanisierung der bisher ländlichen Gegend führen: der Flughafen, ein TGV Bahnhof, Einkaufszentren, Räume für Konferenzen, ein Industriegebiet, Hotels. Doch zu welchem Preis? Umsiedlung der dortigen Bevölkerung und Verlust ihrer Lebensgrundlage, Versiegelung großer wertvoller Biotope, Lärm und Feinstaub für die angrenzenden Ortschafen sowie Klimawandel wären die Folgen.
2009 rief die lokale Bevölkerung, die Widerstand gegen den Flughafenbau leistete, zu einem Klimacamp auf. Es kamen zahlreiche Menschen, die blieben und bereits verlassene Höfe besetzten. Auch Felder wurden besetzt und neue Häuser darauf errichtet. Die Menschen begannen, sich selbst zu organisieren und die Felder zu bewirtschaften. Es bildete sich die ZAD „Zone à défendre“, die „zu verteidigende Zone“.
Im Januar 2018 kam dann die gute Nachricht: Die Regierung sagte den Flughafenbau und alle verbundenen Bauprojekte ab. Die Öko-Aktivisten sind jedoch geblieben. Die ZAD sollte ein Ort sein, an dem Menschen zusammenkommen, Alternativen ausprobieren und nach ihren Vorstellungen leben wollen. Gestern hat die französische Polizei laut Presseberichten mit 2.5000 Einsatzkräften begonnen, die ZAD zu räumen. Die Regierung sieht keinen Grund für ein weiteres Fortbestehen.
Das BBI Bündnis der Bürgerinitiativen würdigt den ständigen nachhaltigen Einsatz der Aktivisten für Umweltschutz und Klima. Das BBI erklärt sich solidarisch und ist empört über die gewaltsame Räumung der ZAD. „Zu unseren Grundprinzipien gehört die Ablehnung von Gewalt.“ erklärt Thomas Scheffler. „Das Projekt Notre-Dame-des-Landes zu bauen wurde zwar aufgegeben, aber nicht aus Überzeugung über die negativen Auswirkungen des Flugverkehrs, sondern um andere Flughäfen auszubauen.“
Das "Bündnis der Bürgerinitiativen - Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr", kurz: BBI, ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Initiativen. Das Bündnis streitet für die Wiedergewinnung und den Erhalt der Lebensqualität der Menschen im Rhein-Main-Gebiet. Es setzt sich für die Schaffung einer lebenswerten Region ein und fordert den Schutz der Menschen vor den schädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs und erklärt sich solidarisch mit allen von Verkehrslärmbetroffenen Menschen. Das Bündnis fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit der Mobilität.
Die gemeinsamen Ziele sind:
- Verhinderung des Ausbaus des Frankfurter Flughafens und anderer Flughäfen in der Region
- Schaffung von nächtlicher Ruhe durch ein absolutes Nachtflugverbot von 22 - 6 Uhr
- Schaffung von rechtlich einklagbaren Grenzen der Belastung für die Bürgerinnen und Bürger
- Verursachergerechte Zuordnung von Kosten auf die Luftverkehrsindustrie; Stopp der Subventionen
- Verringerung der Flugbewegungen auf maximal 380.000/Jahr und der bestehenden Belastungen durch Fluglärm, Luftverschmutzung und Bodenverbrauch durch Flugverkehr im Rhein-Main-Gebiet
- Stilllegung der Landebahn Nordwest