Der Anwalt Thomas Mehler (43) kämpft im Auftrag der Initiative Zukunft Rhein-Main für eine Lärmobergrenze. Im Interview bewertet er das Konzept der Landesregierung und fordert eine Einschränkung der Flughafen-Betriebsgenehmigung.
Thomas Mehler
Herr Mehler, im vorigen September hat Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sein Konzept für eine Lärmobergrenze vorgestellt. Was ist daraus geworden?
Das Konzept sickert jetzt auf die Arbeitsebene durch. Die berät dann die Vorstände der Fraport, der Fluggesellschaften und der Initiative Zukunft Rhein-Main. Von deren Einschätzung hängt ab, ob diese Art der Lärmobergrenze konsensfähig ist.
Ist sie es denn? Der Fraport-Vorstand wirkte nicht gerade begeistert.
Ich glaube, dass Fraport eine Selbstverpflichtung anbieten wird. Das klingt erstmal gut. Aber was ist, wenn sich die Weltlage ändert und plötzlich ganz viele Flüge von Frankfurt abheben sollen? Wie soll man das bei einer Selbstverpflichtung verhindern? Besser wäre es deshalb, wenn das Wirtschaftsministerium eine Obergrenze für den Lärm in die Betriebsgenehmigung schreibt. So bekämen die Anwohner mehr Rechte.
Nach dem Konzept von Al-Wazir müssen die Anwohner mit einem größeren Lärmteppich als jetzt rechnen. Nicht aber mit einer Reduzierung um 0,4 dB pro Jahr, wie es die Initiative Zukunft Rhein-Main gefordert hatte.
Stimmt. Und in der aktuellen Betriebsgenehmigung steht, dass das Ministerium erst dann zum Einschreiten im Namen der Anwohner berechtigt ist, wenn mehr als 701 000 Flugbewegungen pro Jahr stattfinden. Es dürfte also noch lauter werden. Aktuell fehlt ein Lärmdeckel. Es könnte aber jedes Jahr um 0,4 dB durch moderne Flugzeuge leiser werden.
Gibt es Chancen, Lärm-Verringerungen juristisch durchzusetzen? Die NORAH-Studie und die Forschungen des Kardiologen Thomas Münzel zeigen, dass Fluglärm die Gesundheit schädigt. Kann ich gegen Fraport klagen, wenn ich einen Herzanfall erleide?
Nur wenn ich nachweisen könnte, dass es keine anderen Gründe für mein gesundheitliches Problem gibt. Und das wird kaum möglich sein. Wir sind noch nicht so weit, dass die Fluggesellschaften die Kosten für Herz-Kreislauf-Medikamente der Anwohner übernehmen. Oder dass sie alle Umwelt-Kosten des Flugbetriebs bezahlen. Dann würde automatisch weniger geflogen werden.
Für laute Maschinen kassiert Fraport aber schon höhere Gebühren.
Das reicht nicht aus. Wichtiger ist die Entkoppelung zwischen Flugbewegungen und Lärm. Es darf nicht so sein, dass mehr Flüge automatisch mehr Lärm bedeuten. Diese Entkopplung erreicht Fraport, wenn nur noch jüngere Flugzeuge bei uns landen dürfen. Lärm muss stärker zum Kalkulationsfaktor werden. Wenn eine Fluggesellschaft statt der lauten Boeing 737 eine A320 Neo einsetzt, dann wird es hier auch leiser. Der technische Fortschritt wird nicht ausgeschöpft.
Die Initiative Zukunft Rhein-Main fordert auch lokale Lärmobergrenzen. Um zu verhindern, dass es in einzelnen Orten zu laut wird.
Das steht aber nicht in Al-Wazirs Konzept. Wenn es keine lokalen Lärmobergrenzen gibt, ist das mit schweren Gefahren für die besonders verlärmten Bereiche verbunden. Ich würde mich als Betroffener schwer damit tun, die Lärmobergrenze zu begrüßen, wenn es bei mir trotzdem noch lauter werden darf.
Die Die Stadt Frankfurt ist Mitbesitzerin des Flughafens – und hat nun eine Stabsstelle gegen Fluglärm eingerichtet. Wie sehen Sie dieses Engagement des Oberbürgermeisters und seiner Leute?
Es ist ein positives Signal. Die vielen Menschen, die in Frankfurt unter dem Fluglärm leiden, kamen noch gar nicht zu Wort. Wichtig ist aber, dass die »neuen« und die »alten« Anlieger-Gemeinden und Lärmbetroffenen untereinander solidarisch sind.
EXTRABLATT Dezember 2006
Von: @Zukunft Rhein-Main <2006-12-11>
Gute Arbeit zahlt sich aus. Diesen Beweis hat die Initiative Zukunft Rhein-Main mit ihren Gutachten zum Thema Flughafenausbau angetreten. Hatte Fraport im Anhörungsverfahren immer wieder die Seriosität unserer Gutachter in Frage gestellt, so zeigt sich nun, dass sie genauer gearbeitet haben als die es Flughafenbetreibers. Mehr»
EXTRABLATT März 2007
Von: @Zukunft Rhein-Main
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger!
In den nächsten Wochen werden in vielen Städten und Gemeinden des Kreises Groß-Gerau wieder über 60 Aktenordner zum geplanten Flughafenausbau ausliegen und können öffentlich eingesehen werden... Mehr»
EXTRABLATT Februar 2009
Von: @Zukunft Rhein-Main
Selbst wenn mit der Ablehnung der Eilanträge durch den VGH Kassel und den Rodungen im Kelsterbacher Wald bedauerliche Fakten geschaffen worden sind, die Menschen in der Region resignieren keineswegs in ihrem Widerstand gegen den Flughafenausbau. Mehr»
EXTRABLATT März 2010
Von: @Zukunft Rhein-Main <2010-03-26>
Zum 31. Mai endet die Amtszeit von Enno Siehr als Landrat des Kreises Groß-Gerau und damit auch als Sprecher der Initiative "Zukunft Rhein-Main". Siehr zieht Bilanz und sieht als nächstes Ziel der Initiative die Durchsetzung eines echten Nachtflugverbots. Mehr»
EXTRABLATT Januar 2011
Von: @Zukunft Rhein-Main <2011-01-18>
Fast auf den Tag genau vor 10 Jahrenwurde die Initiative "Zukunft Rhein-Main" (ZRM) gegründet. Landrat Will zieht eine Zwischenbilanz: Die ZRM hat in dieser Zeit vieles erreicht und wird auch weiterhin daran arbeiten, die negativen Auswirkungen des Ausbaus so gering wie möglich zu halten. Mehr»
EXTRABLATT Mai 2012
Von: @ZRM EXTRABLATT <2012-05-01>
Mit dem Leipziger Urteil ist das Engagement der Initiative "Zukunft Rhein-Main" in Sachen Flughafenausbau noch lange nicht beendet. Mehr»
EXTRABLATT September 2012
Von: @ZRM EXTRABLATT <2012-09-09>
Die Nachtruhe sowie Entlastungen in den Randstunden sind ein Muss für die Region. Dafür stehen die Kommunen der Zukunft Rhein-Main. Mehr»
EXTRABLATT April 2013
Von: @ZRM EXTRABLATT <2013-04-25>
Die Auffassung der ZRM bestätigt sich: die Wachstumsprognosen von Fraport waren und sind viel zu optimistisch; die neue Landebahn ist nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein ökonomischer Irrweg. Mehr»
EXTRABLATT April 2014
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-04-10>
Das Extrablatt der ZRM feiert Jubiläum: in der 25. Ausgabe geht es um Forderungen an die Politik, die Montagsdemos, eine Klage für besseren Schallschutz und die falschen Prognosen der Fraport. Mehr»
Es könnte leiser sein, doch Geld ist wichtiger
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-04-10>
Die Prognosen, mit denen der Ausbau des Flughafens begründet wurde, sind nicht eingetroffen. Die Zahlen zeigen: weder die Landesbahn Nordwest noch das Terminal 3 sind notwendig. Mehr»
EXTRABLATT Oktober 2014
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-10-19>
Im Extrablatt 26 der ZRM geht es unter anderem um die versprochenen Lärmpausen, die Baugenehmigung für das Terminal 3 und die neue Studie der Universitätsmedizin Mainz zur Wirkung von Fluglärm auf die Gesundheit. Mehr»
Terminal 3: Al-Wazir soll Wort halten
Die ZRM ist überzeugt: die Baugenehmigung für das Terminal 3 durch die Stadt Frankfurt hätte nicht erteilt werden dürfen. Zudem sind die Bedarfsprognosen der Fraport unrealistisch
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-10-19>
Lärmpausen - ein PR-Gag?
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-10-19>
Die Zukunft Rhein-Main (ZRM) sieht die vom hessischen Wirtschaftsminister Al-Wazir vorgeschlagenen Lärmpausen kritisch: "Der Lärm wird nicht weniger, sondern nur anders verteilt." Mehr»
Trauer um Walter Raiss
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-10-19>
Einer der bekanntesten Vertreter des friedlichen Protests gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens, Walter Raiss, ist tot. Mit ihm hat die ZRM einen couragierten Mitstreiter der ersten Stunde verloren. Mehr»
Die Ohren kann man nicht schließen
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-10-19>
Die neueste Studie der Mainzer Universitätsmedizin zeigt erneut die schädliche Wirkung von Fluglärm für die Gesundheit. Prof. Münzel erläutert die Studie und fordert Aktionen von der Politik. Mehr»
"Eine starke Gemeinschaft"
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-10-19>
Die ZRM-Sprecherin Angelika Munck aus Hochheim hat zum 30. September ihr Amt niedergelegt. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit für die ZRM und ihre zukünftigen Pläne. Mehr»
EXTRABLATT April 2015
Von: @ZRM EXTRABLATT <2015-04-20>
Wichtigstes Thema im Extrablatt 27 der ZRM ist das Terminal 3. Weiter geht es um die Waldrodung für die A380-Werft, die Verlagerung von Kurzflügen auf die Schiene und eine Aktion zum Tag gegen Lärm. Mehr»
Terminal 3: »Das wäre eine enorme Belastung«
Von: @ZRM EXTRABLATT <2015-04-20>
Die Stadt Neu-Isenburg hat Widerspruch gegen die Baugenehmigung für das Terminal 3 eingelegt. Bürgermeister Heribert Hunkel erläutert die Gründe für diesen Schritt und seine Erwartungen. Mehr»
Der Wald könnte noch stehen
Von: @ZRM EXTRABLATT <2015-04-20>
Für die A380-Werft wurden 40 Hektar Wald gerodet, weil Fraport eine Halle für 4 Flugzeuge bauen wollte. Realisiert würde nur die erste Hälfte des Baus, und die reicht bis jetzt völlig aus. Der Wald wurde umsonst gerodet. Mehr»
Sternfahrt zum "Tag gegen Lärm"
Von: @ZRM EXTRABLATT <2015-04-20>
Für den "Tag des Lärms", am 29. April 2015 rufen Bürgerinitiativen zu einer Sternfahrt nach Berlin auf, um dort ihre Forderungen nach sofortiger und drastischer Reduzierung des Lärms vorzutragen. Mehr»
Kurzflüge sind vermeidbar
Von: @ZRM EXTRABLATT <2015-04-20>
Eine Studie des BUND zeigt, dass 28000 Kurzstreckenflüge am Frankfurter Flughafen sofort auf die Bahn verlagert werden könnten - ohne Komfortverzicht für die Passagiere. Mehr»
Früh um fünf ist Fluglärm sehr gefährlich
Von: @ZRM EXTRABLATT <2015-12-17>
Fluglärm macht krank: auf einer Informationsveranstaltung der Zukunft Rhein-Main (ZRM) erklärten die Wissenschaftler den 200 Besuchern die Ergebnisse der NORAH-Studie. Mehr»