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"Unsere Penetranz ist unsere Stärke"
Von: @ZRM EXTRABLATT <2014-04-10>
Der Protest gegen den Flughafen­ausbau feiert Jubiläum: am 19. Mai findet die 100. Montagsdemo im Flughafen-Terminal statt. Und danach geht es natürlich weiter!
Seit November 2011 wird Montag für Montag im Terminal 1 gegen den Flughafenausbau und seine Folgen demonstriert – am 19. Mai zum 100. Mal.

Julia Wolf (Hochheim): „Wir machen unverdrossen weiter und üben Druck auf die Politik aus!“
  
Ulrich Binger (Sachsenhausen): „Wenn wir nicht protestiert hätten, wäre es nicht zum Nachtflugverbot gekommen.“
  
„Wir brauchen einen langen Atem, um uns Gehör zu verschaffen. Aber den haben wir!“
  
Brigit Delleske (Maintal): „Nach der Landtagswahl waren viele Ausbaugegner frustiert. Aber wir müssen trotzdem weitermachen.“

Kein langes Leben war der Montagsdemonstration im Terminal 1 seit ihrem Start im November 2011 prophezeit worden. Nun steht am 19. Mai die 100. Kundgebung an.

Irgendwann, so die Hoffnung des Flughafenbetreibers Fraport, aber auch die Befürchtung mancher Ausbaugegner, würde der montägliche Protest schon absterben. Heute, wenige Wochen bevor die Bürgerinitiativen zur Jubiläumsaktion starten werden, erscheint die totgesagte Demo lebendiger denn je: „Die 100 ist doch nur eine Zahl“, sagt Julia Wolf aus Hochheim, „wir machen unverdrossen weiter.“

Von nur 300 Teilnehmern bei der ersten Demonstration wuchs die Veranstaltung innerhalb kürzester Zeit auf einige Tausend Menschen an. Zwar schwankt die Beteiligung von Montag zu Montag, doch ein stabiler Protestkern hält die Demo am Leben. Das Fazit der Bürgerinitiativen lautet: „Es hat sich gelohnt.“ Vor allem das Nachtflugverbot von 23 Uhr abends bis fünf Uhr morgens schreiben sich die Ausbaugegner auf die Fahnen.

„Nach der 100. Demo machen wir natürlich weiter. Es ist völlig ausgeschlossen, dass wir uns irgendwann an den Fluglärm gewöhnen“, schimpft Renate Roch vom Frankfurter Lerchesberg. Auch ihr Ehemann ist noch genauso zornig wie am ersten Demo-Tag: „Fraport hat spekuliert, dass sich der Protest totläuft, aber das ist nicht der Fall. Diese unheilige Allianz aus Politik und Kommerz macht mich unendlich wütend.“

„Jetzt erst recht“ – so sehen es die meisten der Lärmgeplagten, die sich seit dem 14. November 2011 jeden Montag ab 18 Uhr am Terminal 1 versammeln. Für sie ist die friedliche Protestaktion eine Erfolgsgeschichte, die weiter geht, auch wenn das Maximal-Ziel, die umstrittene neue Landebahn wieder zu schließen, kaum zu erreichen ist.

Ulrich Binger aus Sachsenhausen hat sich als Pilot verkleidet und wirkt ebenfalls entschlossen: „Die Luft ist nicht raus. Ich bin hoch motiviert für die nächsten 100 Demos.“ Der Rentner ist überzeugt davon, dass es ohne den Druck durch die Proteste am Flughafen nicht zum Nachtflugverbot gekommen wäre: „Wenigstens das können wir unserem Engagement zuschreiben.“

Birgit Delleske aus Maintal ist, wie die meisten hier, regelmäßig dabei. Sie schafft es zwar nicht jede Woche zur Demo, aber mindestens zweimal im Monat. „Unsere Penetranz ist unsere Stärke. Damit hat doch keiner gerechnet“, sagt die Frau, die seit Eröffnung der neuen Bahn wegen des Fluglärms nicht mehr im eigenen Garten sitzen möchte. Gleichzeitig räumt die Maintalerin ein, dass andere Kommunen „natürlich noch sehr viel mehr betroffen“ sind. Bei ihren Mitstreitern hat sie beobachtet, dass viele nach der Landtagswahl und der Bildung einer schwarz-grünen Koalition „frustriert“ gewesen seien, weil sie sich ein klares politisches Signal gegen den Flughafenausbau gewünscht hätten.

Auch Roman Röher aus Flörsheim, der gerade sein Dach wegen möglicher Wirbelschleppen klammern lässt und bislang vergeblich für Lärmschutzfenster kämpft, ist nicht zufrieden. Dennoch zieht er die Notwendigkeit des Protestes nicht in Zweifel – auch nach der 100. Montagsdemo nicht: „Man braucht einen langen Atem, um sich Gehör zu verschaffen. Aber den haben wir!“



Die Stadt Frankfurt und das Umland wollen sich beim Thema Fluglärmreduzierung stärker abstimmen. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (links) und Landrat Thomas Will in Groß-Gerau. Feldmann sicherte zu, in Frankfurt für eine Mitgliedschaft in der Initiative Zukunft Rhein Main (ZRM) zu werben. In der ZRM arbeiten bereits mehr als 30 Kommunen, Landkreise, Umweltschutzorganisationen und Bürgerinitiativen zusammen. Thomas Will ist einer von drei Sprechern der ZRM.


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