Die Billig-Fluggesellschaft Ryanair wird ab dem Sommerflugplan 2017 auch ab Frankurt fliegen. Das haben Fraport und Ryanair heute offiziell angekündigt. Angeflogen werden zunächst 3 Urlaubsziele in Spanien (Palma de Mallorca, Alicante und Málaga) sowie Faro in Portugal. Fraport-Chef Schulte freut sich über die "wachsende Bedeutung Frankfurts für Low-Cost-Verkehre" und kündigte an, mittelfristig Passagier- und Terminalprozesse für die optimale Abwicklung annpassen zu wollen. Fraport will Ryanair offenbar günstige Start-und Landegebühren anbieten. In der beantragten, aber noch nicht genehmigten neuen Gebührenordung sind Anreize für neue Ziele und neue Fluggesellschaften vorgesehen. Ryanair will zunächst 2 Flugzeuge in Frankfurt stationieren und rechnet mit 400000 Passagieren pro Jahr. Später sollen es mehr werden. Der Betrieb am Flughafen Hahn soll dadurch nicht beeinträchtigt werden.
Während sich Fraport und Ryanair (und wahrscheinlich die potentiellen Kunden) über die neuen Möglichkeiten freuen, gibt es von anderer Seite heftige Kritik. Der Kreis Groß-Gerau kritisiert, dass Fraport wegen der rückläufigen Nachfrage jetzt "händeringend neue Kundschaft sucht, um die durch den Ausbau entstandenen Überkapazitäten nutzen zu können", und befürchtet mehr Fluglärm für die Region. Landrat Will stellt sich bei Betrachtung der Lage die Frage, ob der Bedarf für den Flughafenausbau je bestanden hat. Das Bündnis der Bürgerinitiativen fragt, wie verzweifelt Fraport sein müsse, um sich auf eine Zusammenarbeit mit dem Billigflieger einzulassen, um angesichts stagnierender Flugzahlen den nach dem Ausbau zu großen Flughafen besser auszulasten. Der BUND kritisiert die Rücksichtslosigkeit von Fraport, durch Subventionen für den Billigflieger die Zahl der Flugbewegungen zu erhöhen. Die Lärmobergrenze sei jetzt besonders wichtig.
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Pressemitteilung Bündnis der Bürgerinitiativen - BUND: Ryanair-Diskussion belegt Notwendigkeit einer rechtsverbindlichen Lärmobergrenze
Ebenfalls wenig begeistert ist die etablierte Konkurrenz, zum Beispiel Lufthansa und Condor. Der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) kritisierte, dass dem Billigkonkurrenten "mit ungleichen Vorzugsbedingungen der rote Teppich ausgerollt" werde und forderte gleiche Bedingungen für alle. Lufthansa-Chef Spohr kündigte an, Lufthansa wolle nicht mehr zahlen als Ryanair. Auch Lufthansa hat mit Eurowings eine Billigmarke, die aber zur Zeit nicht ab Frankfurt fliegt. Dies will sich Lufthansa nun vielleicht anders überlegen (siehe hierzu Artikel bei airliners.de und Artikel in der FAZ).
Die Parteien im hessischen Landtag reagieren unterschiedlich. Die CDU sieht in den Plänen von Fraport den sinnvollen Versuch, sich den veränderten Bedingungen im Luftverkehrsmarkt anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Wachstum und Arbeitsplätze zu sichern. Dagegen kritisiert der grüne Koalitionspartner eine "180-Grad-Wende in der Geschäftspolitik von Fraport" und sieht darin das Eingeständnis, dass die bisherige Markteinschätung von Fraport falsch war. Das Anwerben neuer Fluggesellschaften zur Auslastung der durch den Ausbau geschaffenen Kapazitäten sei vielleicht betriebswirtschaftlich logisch, aber nicht nett gegenüber der fluglärmgeplagten Bevölkerung des Rhein-Main-Gebiets. Die SPD wiederum schimpft auf den grünen Verkehrsminister Al-Wazir, der es durch Genehmigung des Gebührenmodells möglich mache, dass man "künftig für 9,99 Euro nach Mallorca fliegen kann". Man dürfe zudem die "Stammkunden" (wie Lufthansa) durch solche Maßnahmen nicht verprellen. Die FDP sieht dagegen eine ganz normale Anpassung an marktwirtschaftliche Gegebenheiten. Da der Marktanteil der Billigflieger überall wachse, könne man sich nicht ausschließen. Die Lufthansa sieht die FDP wegen unterschiedlicher Geschäftsfelder durch Ryanair nicht gefährdet.
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Pressemitteilung der CDU - Fraport und Ryanair: 180-Grad-Wendung in der Geschäftspolitik - Lada statt Porsche
Pressemitteilung der Grünen - Thorsten Schäfer-Gümbel: Ein denkwürdiger Tag – dank „grüner“ Luftverkehrspolitik für 9,99 Euro nach Malle
Pressemitteilung der SPD - Pressemitteilung der FDP
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