Boom durch Ausbau? Auf lange Sicht droht eher eine Verkehrung ins Gegenteil. |
Das Rhein-Main-Gebiet ist eine der Wachstumsregionen in Deutschland, die jährlich tausende Arbeitnehmer anlockt.
Eines Tages könnten aber auch massiv Arbeitskräfte fehlen - nicht zuletzt wegen des Flughafens. Dieses Szenario ist keineswegs so abwegig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Zwar stellt der Flughafen einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Region dar und befriedigt die Mobilitätswünsche von Wirtschaft und Bevölkerung, doch muss auch gefragt werden, wieviel Flughafen das betroffene Umland verträgt. Der Aktion "Zukunft Rhein-Main" geht es in dieser Frage nicht um ein Ja oder Nein zum Frankfurter Flughafen - dies wäre zu kurz gedacht -, sondern um Entwicklungschancen für die gesamte Region. So blieb in der bisherigen Diskussion weitgehend unberücksichtigt, welche gesamtwirtschaftlichen Effekte durch den Verzicht auf einen Ausbau in Frankfurt und die Verlagerung des Verkehrs auf andere Flughäfen zu erzielen sind. Profitieren könnte beispielsweise der Flughafen Hahn, dessen Erweiterung zusätzliche Arbeitsplätze in eine wirtschaftlich schwächere Region wie den Hunsrück brächte. Im Raum um Frankfurt stellt sich schließlich die Frage, wann ein solch hoher Lärmpegel erreicht ist, dass fähige Köpfe abwandern.
Für Unternehmen hat der Flughafen - etwa bei Neuansiedlungen - sicherlich eine hohe Bedeutung, noch wichtiger aber ist die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte.
Wohl niemand würde bestreiten, dass die Zukunft der Region vor allem vom Arbeitskräftepotenzial abhängt. Gelingt es, in eine Region hochqualifizierte Arbeitnehmer zu locken, werden damit mittelfristig Arbeitsplätze insgesamt abgesichert. Gut ausgebildetes Personal benötigt auch der Flughafen, dessen Vorteile sich allerdings auch in einen Nachteil verkehren können. Die sinkende Geburtenrate und die demografische Entwicklung werden zu einem Rückgang von Personen im erwerbsfähigen Alter führen. Gleichzeitig steigt aber die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitnehmern. Nach Angaben des Arbeitsamtes Frankfurt wird sich diese Entwicklung ab 2010 dramatisch verstärken - und schon jetzt besteht in vielen Bereichen Arbeitskräftemangel. Gefragte Leute werden sich in Zukunft also noch stärker als bislang aussuchen können, wo sie leben und arbeiten möchten. Ein hohes Einkommen ist bei dieser Entscheidung nicht allein ausschlaggebend, vielmehr wird auch nach angenehmen Lebensbedingungen und einem Umfeld gefragt, in dem Kinder gesund aufwachsen können. Oleg Cernavin von der BC Forschungsgesellschaft in Wiesbaden kommt für die Flughafen-Diskussion deshalb zu folgendem Schluss: Der Flughafen droht, sich durch den Ausbau selbst die Basis für die von ihm benötigten Fachkräfte zu nehmen, indem er große Teile der Region unattraktiv macht. Und hiervon war bis jetzt nur wenig zu hören. Eigentlich verwunderlich, handelt es sich doch um eine zentrale Frage für die langfristige Perspektive des Rhein-Main-Gebietes.
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Arbeit und Wirtschaft Arbeitsmarkt Rhein-Main Arbeitsplätze am Frankfurter Flughafen Öffentliche Veranstaltungen des Rhein-Main-Instituts Flughafen [Frankfurt-] Hahn (HHN)
Pressemitteilung vom 23.02.2006
Unser Standpunkt: Ja zur Wirtschaftsregion Rhein-Main - Nein zum Flughafenausbau !