Die Stadt Wiesbaden beteiligt sich an einem Monitoring-Projekt, mit dem der Fluglärm in der Region realistischer erfasst werden soll. Der Deutsche Fluglärmdienst (DFLD), ein gemeinnütziger Verein, sammelt seit längerem an 79 Messstationen im Umfeld des Frankfurter Flughafens Lärmdaten und berechnet daraus die Auswirkungen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die tatsächliche Lärmbelastung größer sei als bei den offiziellen Lärmmessungen des Flughafens festgestellt.
Der Fluglärmdienst benutzt eine andere Methode, erläuterte Horst Weise, der Vorsitzende des Vereins, am Montag bei einer Pressekonferenz im Wiesbadener Rathaus. Bei den offiziellen Angaben würden aufgrund der Daten des Flughafenbetreibers hypothetische Flugspuren ermittelt, aus denen wiederum man die Lärmverteilung berechne. Auch der DFLD rechne, lege dem aber die real geflogenen Flugspuren, also auf welcher Route und in welcher Höhe eine Maschine unterwegs ist, zugrunde. Die bisherigen Ergebnisse hätten schon gezeigt, dass die theoretischen Flughöhen, die bei der offiziellen Berechnung berücksichtigt würden, in der Praxis häufig unterschritten seien. Weise geht davon aus, dass herkömmliche Berechnungen einen Teil des Fluglärms unterschlagen.
Das Kommunale Fluglärm-Monitoring hat bereits im Frühjahr begonnen und wurde von der Initiative „Zukunft Rhein-Main“, einem Zusammenschluss von Kommunen, Landkreisen und Verbänden in der Region, initiiert. Die Stadt Mainz gehört diesem Bündnis gegen den Fluglärm bereits an, Wiesbaden nicht. Umso erfreuter zeigte sich der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel (SPD), dass auch Wiesbaden sich via Beteiligung an der Untersuchung nun in die „kommunale Familie“ einklinke. Die hessische Landesregierung habe bislang in Sachen Fluglärm nichts unternommen, „was den Namen Monitoring verdient“, daher müssten die vom Fluglärm betroffenen Städte und Gemeinden nun zur Selbsthilfe greifen. Wichtig, so Beutel weiter, sei absolute Transparenz, und so werden alle Ergebnisse ins Internet gestellt.
Ist-Zustand exakt für einzelne Stadtteile
„Wir wollen wissen, wie tatsächlich geflogen wird und den Fluglärm langfristig erfassen“, betonte Wiesbadens Umweltdezernentin Rita Thies (Grüne). Dabei geht es auch darum, den Ist-Zustand und die Veränderungen nach Ausbau des Flughafens exakt für die einzelnen Stadtteile zu dokumentieren. Das Monitoring-Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und kostet pro Jahr 90.000 Euro, von denen Wiesbaden zehn Prozent trägt. Außerdem wird eine zusätzliche Messstation in Kostheim errichtet, später eventuell noch weitere. Andere Messstationen auf Wiesbadener Stadtgebiet, die dem DFLD Daten liefern, werden nach Angaben von Horst Weise privat betrieben.
Dass die Region sich enger gegen Fluglärm zusammenschließen will, wurde auch durch die Anwesenheit des Landrates des Kreises Groß-Gerau, Thomas Will, der Hochheimer Bürgermeisterin Angelika Munck und des Flörsheimer Bürgermeisters Michael Antenbrink unterstrichen. Antenbrink stellte klar, dass alle sich einig seien, den Frankfurter Flughafen zu brauchen. „Wenn aber die Gesundheit beeinträchtigt wird, ist die Grenze des Zumutbaren erreicht.“
Der Deutsche Fluglärmdienst ist in sechs europäischen Ländern tätig und bezieht Daten aus 374 Messstationen. Der Verein überwache den Luftraum in der Rhein-Main-Region seit längerer Zeit und habe seit 2007 „sehr vollständige Daten“, sagte Weise. In der Internetdarstellung seien Lärm und Flüge miteinander verknüpft. Dargestellt würde die „Roh-Messwerte“ anstelle gemittelter Durchschnittswerte, um eben die reale Belastung zu erfassen. Per Mausklick ließen sich dem Lärmwert auch Flugspuren, Höhenprofil, Flugziel und andere Angaben zu den verursachenden Maschinen zuordnen. Es gebe seines Wissens weltweit keine Fluglärmerfassung, die so präzise sei, versichert Weise.
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Deutscher Fluglärmdienst (DFLD)