Frankfurt a. M.: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte heute die Bundesregierung und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee auf, den Entwurf des Flughafenkonzepts dringend nachzubessern. Der im Entwurf vorgesehene deutschlandweite Ausbau von Flughäfen und insbesondere des Flughafens in Frankfurt am Main steigere die Klima-, Schadstoff- und Lärmprobleme in unverantwortlicher Weise. Stattdessen müssten bereits vorhandene Kapazitäten der Flughäfen effizienter genutzt und Kurzstreckenflüge auf die Bahn verlagert werden. Auch das Nachtflugverbot, auf das sich in einer Mediation Befürworter und Gegner des Flughafenausbaus in Frankfurt geeinigt hatten, dürfe die Bundesregierung nicht übergehen.
Brigitte Martin, Vorstandssprecherin des BUND Hessen: „Es ist politisch völlig instinktlos, dass die Große Koalition in ihrem Entwurf des Flughafenkonzepts ein Nachtflugverbot und Nachtflugbeschränkungen schlicht übergeht. Damit stößt sie die Bewohner der Region vollkommen vor den Kopf. Unsere Gesundheit, Schutz vor Lärm und Schmutz sind anscheinend nachrangig, wenn es um eine vermeintliche Ausschöpfung der wirtschaftlichen Kapazitäten des Frachtflughafens geht. Alternativen werden einfach ignoriert.“
Nach Ansicht des BUND müsste vor allem eine Flughafenkooperation zwischen den Flughäfen Köln/Bonn und Frankfurt am Main geprüft werden. Da sie durch eine Hochgeschwindigkeits-ICE-Strecke verbunden sind, könnten Passagiertransfers für eine ausgeglichenere Flughafenauslastung sorgen. Zudem seien Maßnahmen zur Effizienzsteigerung der Flughäfen bisher völlig unberücksichtigt. Auf einzelnen Strecken würden seltenere Flüge mit größeren Maschinen ohne wirtschaftliche Nachteile die Flugfrequenz deutlich senken.
Die Bundesregierung zeige laut dem BUND-Luftverkehrsexperten Werner Reh nicht die geringsten Anstrengungen, Kurzstreckenflüge auf die Schiene zu verlagern. Obwohl täglich 4000 Fluggäste von Frankfurt auf innerdeutschen Strecken komfortabel auf heute schon fahrende ICE-Züge umsteigen könnten, enthalte der Entwurf des Flughafenkonzepts keine einzige Maßnahme, die diese umweltfreundliche Alternative fördere.
Reh: „Die Klimaschutzziele der Bundesregierung werden zur Luftnummer, wenn das Flughafenkonzept erstellt wird, ohne Möglichkeiten der Effizienzsteigerung, der Flughafenkooperation und der Verlagerung auf die Schiene ernsthaft anzustreben. Wenn der von der Bundesregierung geplante Infrastrukturausbau des Flughafens Frankfurt am Main und deutschlandweit umgesetzt wird, dann wird der Flugverkehr bald zum Klimakiller Nr. 1 im Verkehr.“
Eine vom BUND in Auftrag gegebene Studie des Wuppertal-Instituts hatte ergeben, dass bei Fortsetzung des gegenwärtigen Flugverkehrswachstums die Klimawirkungen des Fliegens bereits in fünf Jahren die des heutigen Pkw-Verkehrs übersteigen werden. Letzterer ist in Deutschland für jährlich rund 100 Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid verantwortlich.
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