Evangelische Kirchengemeinde Mainz-Marienborn
Der Kirchenvorstand
Pfarrer Harald Jaensch
Berit Sommerfeld, Vorsitzende des Kirchenvorstandes
Presseerklärung / Beschluß vom 24.1.2012:
"Der Fluglärm erfordert solidarisches Handeln aller zum Schutz der Region!
Vorwort:
Mit der Veröffentlichung dieser ethischen Leitlinien für unser kirchliches Handeln zum Schutz der Schöpfung Gottes in unserer Region möchten wir die Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit für das durch Fluglärm bedrohte schutzbedürftige Leben voranbringen. Wir sehen erschrocken, dass wir über dem wachsenden menschlichen Leid unter den Flugbahnen das Leiden der Kreatur in unserer Region fast vergessen haben.Deshalb stellen wir unsere in 10 Jahren im Gespräch mit vielen Gruppen gewachsenen Ziele und Forderungen in den Raum der Öffentlichkeit, um uns mit allen aktiven Gruppen auf Kernforderungen zur Verwirklichung notwendiger Schutzrechte zu einigen: Unsere Ziele orientieren sich an den kirchlichen Verheißungen von Frieden in Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung.
Dieser Beschluß beinhaltet die Weiterleitung an den Fluglärmausschuß der Dekanatssynode mit der Bitte, auf eine ökumenische Resolution der Mainzer Kirchen hinzuwirken.
Beschluß des Marienborner Kirchenvorstandes vom 24.1.2012
Angesichts nicht hinnehmbarer Belastungen von krankmachendem vermeidbarem Fluglärm in der gesamten Region Rhein-Main verabschiedet unser Kirchenvorstand - folgende ethische Leitlinien und Zielvorstellungen, an denen wir uns als Kirchenvorstand orientieren , Wir sehen uns inhaltlich tief verbunden mit den Zielen und Anliegen der Mainzer Kirchen und mit den Prinzipien der Mainzer, Rheinhessischen Fluglärminitiativen und der klagenden Stadt Mainz.
Wir setzen uns ein für die Durchsetzung des Rechtes auf körperliche Unversehrtheit unter den Flugrouten in der gesamten Region Rhein-Main
Wir erklären uns solidarisch mit allen vom Fluglärm Betroffenen in der ganzen Region.
Wir setzen uns für das langfristige Ziel einer umfassenden Lärmschutzgesetzgebung nach den Grundprinzipien von TA-Lärm ein(einbezogen: Strassen-und Bahnlärm)
Wir sind bereit, zur Durchsetzung notwendiger Schutzgesetze an einem breitflächigen gesellschaftlichen Lernprozess mitzuwirken
Wir sind bereit, eigene überkommene Normen und Lebensweisen zu überprüfen und zu ändern, die uns selber und andere Menschen belasten (z.B. eigene Urlaubsflüge)
Die öffentliche Rede von "gerechter Lärmverteilung" muß aufhören! Krankmachender Fluglärm muß perspektivisch ganz vermieden und verhindert werden.
Wo Fluglärm krankmacht, muß der Bevölkerung Gerechtigkeit widerfahren.
Wir unterstützen weiterhin das gemeinsame Ziel der Initiativen und der klagenden Stadt Mainz : "Fluglärm mindern - Ausbau verhindern". Solange die Stadt Mainz klagt, fordern wir an ihrer Seite die Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses.
Wir streiten für das Recht auf innere Einkehr. Als Kirche vor Ort geht es uns um die Wiedergewinnung von Räumen der Ruhe, der Stille und der Rekreation. Wir fordern: "Kein zerhacktes Vaterunser" auf einer Fläche von 22.000 Quadratkilometern in der Region. .(und überall!)
Zur bitter notwendigen glaubhaften Verwirklichung von Lärmminderung fordern wir eine drastische Senkung der Flugbewegungen. Jede Art von Ausbau (z.B. dasTerminal 3 mit grandioser Steigerung von Flugbewegungen) ist zu verhindern!
Solange die Belastung anhält sehen wir uns als Träger von Einrichtungen schutzbedürftiger Menschen verpflichtet, unsere Fürsorgepflicht wahrzunehmen. Hier ist ein kooperatives Zusammenwirken aller Verantwortlichen erforderlich. Wir bitten ausdrücklich die Kirchen, die Kommune und das Land um Unterstützung (siehe Marienborner Fluglärmkirchentag).
Zum Bekenntnis der Erhaltung der Schöpfung gehört für uns substantiell auch der Schutz und Wiederherstellung der Lebensrechte der Fauna und Flora in der Region. Damit unterstützen wir die Klage der Stadt Mainz.
Unser Ziel ist die Wiedergewinnung einer lebenswerten Region Rhein-Main. "Der Fluglärm erfordert solidarisches Handeln aller zum Schutz der Region !" Wir laden herzlich zur Mitwirkung ein!
Für den Kirchenvorstand
Berit Sommerfeld, Vorsitzende des Kirchenvorstandes und
Pfarrer Harald Jaensch
Hintergrund des Kirchenvorstandsbeschlusses:
Seit dem Jahre 2001 hat unser Kirchenvorstand den Einsatz für den Schutz der Region zu einer elementaren Querschnittsaufgabe seiner Gemeindearbeit gemacht. Denn Fluglärm stört unser gesamtes Gemeindeleben mehrdimensional und substanziell.
Der Lärm, besonders auch in Verbindung mit anderen Lärmquellen in der Nachbarschaft, unterbricht unsere Gedanken und Gebete, er stört die Aufmerksamkeit unserer Kinder, macht sie unkonzentriert und müde. Die Mediationsnacht reißt uns morgens um fünf aus dem Schlaf und der Tag beschert uns und besonders den Schutzbedürftigen, die uns anvertraut sind, krankmachenden Lärm.
Der Fluglärm verhindert unser Recht auf innere Einkehr. Das verletzt unsere Würde als Christen auch in der Verbundenheit mit Muslimen und Andersglaubenden. Fluglärm stört viele Gemeindeglieder und mit uns verbundene Muslime in unserer spirituellen Praxis als Einzelne und als Gemeindeversammlungen in Meditation und Gebeten . Er stört unsere Gespräche in den Familien nicht nur im Freien sondern auch in Häusern, wenn wir uns nicht einmauern wollen. Er stört unsere gottesdienstlichen Feiern und unsere persönlichen und dienstlichen Gespräche.
Der Fluglärm fragt uns nach unserem Glaubensgrund. Unsere von Gott geschenkte Antwort ist die Verheißung einer "befreiten Schöpfung" (Römerbrief 8). Sie verpflichtet uns als Kirchenvorstand zur Solidarität mit allen, die unten den Flugbahnen leiden sowie mit der "seufzenden Kreatur" (Röm.8) Die biblischen Verheißungen rufen uns zur Zusammenarbeit mit den Mainzer und Rheinhessischen Initiativen und mit der klagenden Stadt Mainz . Unser gemeinsames Ziel heißt: Fluglärm mindern, Ausbau verhindern!"
Pfarrer Harald Jaensch
Mainz Lärmbelastung Fluglärmschutz
Pressemitteilung vom 09.01.2008