KREIS GROSS-GERAU - Als "enttäuschend, in keiner Weise ausreichend und für die Region nicht akzeptabel" hat Landrat Enno Siehr die dem Kreis jetzt im Detail bekannt geworden Absichten von Fraport bezeichnet, die Planungen für die A380-Wartungshalle unter Umweltgesichtspunkten zu optimieren.
Als Antwort auf eine Resolution des Groß-Gerauer Kreistags hatte der Flughafenbetreiber dem Kreis erstmals einen Plan zur beabsichtigten veränderten Streckenführung der Okrifteler Straße sowie genauere Daten zu den angeblich "minimierten" Eingriffen in den Wald vorgelegt. Der Kreistag hatte in seiner Sitzung am 12. Juli Fraport und Landesregierung aufgefordert, neue Konzeptionen für die Nutzung des Flughafens auf dem vorhandenen Gelände zu erarbeiten und die vorhandene Infrastruktur im regionalen Umfeld sinnvoll zu vernetzen. Fraport hatte am 15. Juli eine "optimierte Planung" mit Verzicht auf das vorgesehene Parkhaus und "noch mehr Rücksicht auf Umweltschutz-Belange" versprochen.
"Die jetzt vorliegenden Daten entsprechen in keiner Weise den vollmundigen Versprechungen von vor zwei Wochen", urteilt Siehr auch in seiner Funktion als einer der Sprecher der Initiative "Zukunft Rhein-Main". So reduziere sich die Größe der in Anspruch genommenen Fläche von 27,49 Hektar gerade einmal auf 25,09 Hektar. Statt 22,2 Hektar sollten nach den neuen Planungen immer noch 19,5 Hektar neu versiegelt werden, die Rodungsflächen verringerten sich um ganze 2 Hektar von 22,98 auf 20,97 Hektar und statt 16,97 Hektar Bannwald sollen jetzt "nur" noch 13,45 Hektar dieses besonders geschützten Waldes fallen. Vergleichbar geringe Verbesserungen gebe es auch bei der Inanspruchnahme von Biotopflächen und von für Tiere bedeutsamen Lebensräumen. Lediglich die "verinselte", also zukünftig von größeren Flächen abgetrennte Waldfläche reduziere sich deutlich von 19 auf 1,5 Hektar. Die vorgesehene neue Trassenführung für die Okrifteler Straße verringere den Flächenverbrauch nur minimal und sei aufgrund enger Kurvenradien und unübersichtlicher Kreuzungsbereiche mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal genehmigungsfähig.
"Unter einer optimierten Planung stelle ich mir jedenfalls etwas anderes vor", so Siehr. Nach Vorlage der genauen Daten entpuppe sich der Fraport-Vorschlag als un-tauglicher Beschwichtigungsversuch: "Mit Umweltschutz und einem Kompromiss-angebot an die Region hat das nun wirklich nichts zu tun!"
Der Groß-Gerauer Landrat forderte Fraport in diesem Zusammenhang erneut auf, ernsthaft nach Alternativstandorten für eine Wartungshalle "innerhalb des Zauns" zu suchen: "Das wäre dann tatsächlich der vertrauensvolle Dialog mit der Region, den Fraport immer beschwört." Und der Flughafenbetreiber hätte zudem eine Zukunftssorge weniger: "Innerhalb des Zauns wäre eine A380-Wartungshalle wahrscheinlich heute schon gebaut!".
Der neue Fraport-Plan für die A380-Werft. Links neben der Halle die neue Toreinfahrt, in Rot der geänderte Verlauf der Okrifteler Strasse |