Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm nimmt zur Kenntnis, dass das Land Hessen fast vier Jahre nach dem Planfeststellungsbeschluss den Lärmschutzbereich festsetzt, wenige Tage vor der beabsichtigten Inbetriebnahme der Landebahn. Ihr Sprecher, Berthold Fuld, verweist darauf, dass dies zeitnah zum Planfeststellungsbeschluss hätte erfolgen müssen. Nun zeichnet sich ab, dass die Landesregierung einschlägige Urteile von Bundesverwaltungsgericht und Bundesverfassungsgericht missachtet, wonach Schutz zu dem Zeitpunkt vorhanden sein muss, zu dem die Einwirkungen auftreten, vor denen geschützt werden muss, und die Landebahn trotz fehlenden Schutz in Betrieb nehmen wird. Dabei verkennt sie, dass fehlender Schallschutz die Gesundheit und das Leben vieler Menschen ernsthaft gefährdet. Die Verzögerung ist vom Land Hessen zu vertreten; es kann nicht angehen, dass dadurch Betroffene vier Jahre länger auf Schallschutz warten müssen.
Die Lärmschutzverordnung ist nach Bewertung der Bundesvereinigung gegen Fluglärm eine Täuschung der Bürgerinnen und Bürger in den Flugschneisen. Trickreich wird der Lärm kleingerechnet. Sprachlich versprochen wird ihnen Schutz gegen Lärm. Die große Mehrheit der vom Fluglärm Betroffenen zwischen Hanau und Offenbach und von Rheinhessen bis Rüsselsheim wird aber durch den Gesetzgeber und die Verordnung aus dem Schutz ausgeklammert; obwohl sie durch den Fluglärm ihre Terrassen nicht mehr nutzen und nicht bei teilgeöffneten Fenstern schlafen können, gehen sie leer aus. Wer näher am Flughafen wohnt, von dem wird auch im Hochsommer ein Schlafen bei geschlossenem Fenster erwartet. Einen Ausgleich soll ein Elektrobelüfter im Wert von einigen hundert Euro schaffen, dessen Betrieb aber auch mit störenden Schallemissionen verbunden ist. Die Gesundheitsgefährdung durch den Lärm ist für diese Bürger durch die Verordnung nicht abgewendet.
Nur ganz wenige vom Lärm Betroffenen werden stärkere Schallschutzfenster und eine Isolierung von Schlafräumen unterm Dach erhalten, aber faktisch sind diese Hausgrundstücke tagsüber durch die Störung der Kommunikation unbewohnbar. Dies ist Konsequenz einer Schallschutzverordnung, deren Anforderungen vor allem aufgrund des Wirkens der Hessischen Landesregierung soweit herab gesetzt wurden, dass typische Massivbauten sie meist auch ohne zusätzliche Maßnahmen erfüllen. Das Schutzziel des Fluglärmgesetzes wird jedoch damit unterlaufen.
Die Bundesvereinigung hat im Rahmen der Anhörung ihre Erkenntnisse substanziiert dem Wirtschaftsministerium vorgetragen; sie muss jetzt feststellen, dass ihre Argumente zusammen mit den Vorträgen von Fluglärmkommission, Kommunen und Umweltbundesamt völlig ignoriert wurden.
Der Vorteil, dass der Grenzwert für die Festlegung der Nachtschutzzone auf 50 dB(A) festgesetzt wurde, ist gering; die zusätzlichen Betroffenen erhalten im Regelfall lediglich einen Schlafraumlüfter. Durch das Kleinrechnen werden dagegen viele höher Belastete um ihren Anspruch auf einen stärkeren Schallschutz gebracht.
Die BVF fordert statt hohle Schallschutz-Versprechen Maßnahmen des aktiven Schallschutzes durch lärmarme Flugverfahren und ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr und passiven Schutz, durch den die Menschen wirklich geschützt sind.
Berthold Fuld,
Vizepräsident
Weitere Informationen zur Lärmschutzverordnung:
Verbände fordern wirksamen Lärmschutz
Pressemitteilung vom 16.02.2004
Von: @BUND, BVS, BVF, DAL, VCD <2004-02-16>
Einen Rechtsanspruch auf Schutz vor gesundheitsgefährdendem Lärm fordern mehrere Verbände. Die bis zum Juli 2004 in deutsches Recht umzusetzende EU-Richtlinie zum Umgebungslärm müsse eine gesetzlich festgelegte Strategie zur Lärmminimierung und zum Schutz der Ruhe enthalten. Mehr»
BVF zum Anti-Lärm-Pakt: Fraport will Pflicht zum Lärmschutz abwälzen
Pressemitteilung vom 02.05.2007
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2007-05-02>
Fraport verlangt beim vorgeschlagenen "Anti-Lärm-Pakt" unter dem Deckmantel eines Regionalfonds ungeniert Subventionen für Lärmschutzmaßnahmen, die Pflicht des Flughafenbetreibers sind, kritisiert die BVF. Mehr»
BVF: Lärmindex verdoppelt sich
Pressemitteilung vom 13.9.2007
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2007-09-13>
Die BVF teilt die Einschätzung, dass sich der vom RDF vorgeschlagene "Lärmindex" durch den geplanten Flughafenausbau bis 2020 etwa verdoppen wird Mehr»
BVF: Rodungsarbeiten stoppen!
Pressemitteilung vom 20.01.2009
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2009-01-20>
Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm hat die Fraport AG aufgefordert, die Rodungsarbeiten, die einen irreversiblen Eingriff in geschützte Natur darstellen und effektiven Rechtsschutz vereiteln, unverzüglich zu stoppen. Mehr»
BVF: Bedarf für Nachtflug zweifelhaft
Pressemitteilung vom 28.06.2010
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2010-06-28>
Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm bezweifelt den von der Luftfahrtwirtschaft vorgetragenen Bedarf für nächtliche Starts und Landungen. Mehr»
BVF: Joachim Hans Beckers verstorben
Pressemitteilung vom 18.01.2011)
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2011-01-18>
Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm trauert um ihren Vizepräsidenten Joachim Hans Beckers, der plötzlich und unerwartet im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Mehr»
BVF: Forum Flughafen und Region verzichtet auf kompetenten Rat
Mediziner der Bundesvereinigung gegen Fluglärm ausgesperrt
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2011-02-07>
Die BVF beschwert sich, dass ihr Vorstandsmitglied Dr. Rainer Rahn nicht an der Sitzung des Begleitkreises zur FFR-Lärmwirkungsstudie teilnehmen durfte. Mehr»
BVF: Stellungnahme zur Lärmschutzverordnung
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2011-11-04>
Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm hat eine Stellungnahme zur Festsetzung der Lärmschutzbereiche beim HMWVL eingereicht. Die Antwort liegt jetzt vor. Mehr»
BVF: Forderungen zur Eröffnung der neuen Landebahn
Stellungnahme vom 19.10.2011
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2011-10-19>
Zur Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest fordert die BVF ein dauerhaftes Nachtflugverbot, mehr aktiven Schallschutz und Bürgerbeteiligung bei Festsetzung von Flugrouten. Mehr»
BVF zum Tag gegen Lärm am 30. April 2014: Politik unfähig
Pressemitteilung vom 29.04.2014
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2014-04-29>
Anlässlich des internationalen Tags gegen den Lärm beklagt die Bundesvereinigung gegen Fluglärm die Unfähigkeit der Politik, die Menschen besser vor Fluglärm zu schützen. Die BVF fordert schnell wirksame Maßnahmen Mehr»
BVF: Neuer Vorstand gewählt
Pressemitteilung vom 18.04.2016
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2016-04-18>
Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm hat einen neuen Vorstand gewählt und über die Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit diskutiert. Die Rhein-Main-Region ist im neuen Vorstand gut vertreten Mehr»