Seit 10 Wochen herrscht Ost- oder Nordostwind und damit "Ostbetrieb" am Frankfurter Flughafen: Anflüge auf die neue Landebahn gehen in niedriger Höhe über Flörsheim. Seitdem sind deutlich mehr Schäden durch Wirbelschleppen gezählt worden: allein 10 Fälle in diesem Jahr, nachdem es im ganzen letzten Jahr nur 15 bekannt gewordene Fälle gab. Am Freitagabend richteten Wirbelschleppen den bislang größten Schaden in Flörsheim an: mehr als 50 Ziegel flogen vom Dach und landeten auf der Straße oder in Gärten (Bilder hier, 5. April). Bislang wurden keine Personen verletzt, aber das ist reine Glückssache, denn die Kraft einer Wirbelschleppe entspricht der eines kurzen Wirbelsturms.
Bereits Ostermontag erwischte es zwei Häuser in Flörsheim. Am Freitag danach krachten erneut Ziegel von den Dächern. Diesmal berichtete die Hessenschau ausführlich darüber (Bericht und Video). Auch bei RTL gibt es ein Video.
Fraport teilte dazu zunächst mit, es gebe wegen der geringen Wahrscheinlichkeit solcher Schäden keine Auflagen für den Flughafenbetreiber, um Vorsorgemaßnahmen zu treffen, und auch kein entsprechendes Programm. Zwei Tage später kam es wegen der vielen Proteste offenbar zu einem Umdenken: Fraport kündigte in einer Pressemitteilung an, man wolle mit den betroffenen Kommunen Flörsheim und Raunheim Gespräche über das Problem führen. Besonders gefährdete Häuser sollen inspiziert und Gegenmaßnahmen überlegt werden. So könnten die Ziegel am Dach angeklammert werden, wie das auch in Raunheim schon gemacht wird. Außerdem will man die Wirkungen von Wirbelschleppen besser untersuchen. Mehr dazu z.B. in der Mainspitze, dort auch Links zu mehreren weiteren Artikeln zum Thema.
Das Wirbelschleppenproblem ist bislang nicht offiziell geregelt, obwohl Schäden auch vor der Eröffnung der neuen Landebahn schon öfter aufgetreten sind, vor allem im ebenfalls niedrig überflogenen Raunheim. Bislang bezahlt Fraport einfach die Reparaturen. Eine amtliche Registrierung der Vorfälläe gibt es bislang nicht. Die Stadt Flörsheim hat die Bürger aufgefordert, zukünftig alle Wirbelschleppen zu melden, und fordert ein Vorsorgeprogramm zur Sicherung der Dächer.
Die Bürger sind damit natürlich nicht zufrieden, wenn nur die Dachziegel besser befestigt werden - niemand geht mehr gern ins Freie, wenn er dort jederzeit in einen Wirbelsturm geraten kann und dadurch gefährdet wird. Die BI Flörsheim-Hichheim verlangt, niedrige Überflüge über Flörsheim auszusetzen, bis die Gefahr gebannt ist. Die Grünalternative Liste überlegt sogar, eine Strafanzeige gegen den Verkehrsminister zu stellen, wenn er nichts unternimmt. Auf der heutigen Montagsdemo wollen die Teilnehmer mit Helmen (wie auf der Baustelle) erscheinen und Dachziegel-Trümmer mitbringen, um auf das Problem aufmerksam zu machen (siehe Pressemitteilung vom 07.04.2013 auf der Homepage des BBI).
Die BFU Eddersheim wirft Fraport vor, dass in Bezug auf die Wirbelschleppengefahr die internationalen Sicherheitsstandards nicht beachtet würden. Es gebe neben der Gefahr durch herumfliegende Dachziegel eine noch größere Gefahr, nämlich die Gefahr von Abstürzen durch Wirbelschleppen. Mehr in der Pressemitteilung der BFU Eddersheim.
Wirbelschleppen (bei Flugzeugen)