Mal eine positive Überraschung: die lange versprochenen und erwarteten Flugspuren ("Radarspuren") sind da! Seit heute (16.7.2005) stellt die Deutschen Flugsicherung (DFS) die Flugspuren der An- und Abflüge am Flughafen Frankfurt im Internet zur Verfügung.
Die Forderung nach der Bereitstellung der Radarspuren war in den Anforderungen des Regionales Dialogforums für ein umfassenderes Fluglärmmonitoring enthalten. Die DFS hatte sich lange gesträubt, eine solche Informationsmöglichkeit anzubieten
Eine "Flugspur", im Volksmund auch "Radarspur" genannt, gibt den Weg eines Flugzeuges in der Umgebung des Flughafens an. Die Daten stammen dafür stammen aus der Radarüberwachung der Flugzeuge. Erfasst wird laut DFS einen Bereich von rund 45 km in Nord-Süd-Richtung und 90 km in Ost-West-Richtung rund um dem Flughafen und ein Höhenbereich bis 10000 Fuß (etwa 3000m). Die Darstellung für das Internet beruht auf dem System "STANLY Track". STANLY ist ein bei der DFS eingesetztes umfassendes Informationssystem für die Flugverkehrskontrolle, das unter anderem alle Flugplandaten und Radardaten enthält und verschiedenste Analysen damit erlaubt. Unter dem Web_STANLY wird für Kunden der DFS eine Online-Verfolgung von Flügen schon längere Zeit kommerziell angeboten.
Die Internet-Applikation bietet zwei Funktionen: "Flüge live" und die statischen Flugspuren. Wir haben beide schon mal getestet.
Flüge "live"
Die "Live-Darstellung" ist nicht wirklich live (also in Realzeit), sondern um 30 Minuten verzögert, aus Sicherheitsgründen.
Beispiel: "Flüge Live" (Ausschnitt). Farben der Flugzeuge markieren den Höhenbereich |
Auf dem Bildschirm wird bei dieser Darstellung für jedes Flugzeug im überwachten Bereich ein buntes Flugzeug-Symbol auf einer Karte ausgegeben. Die Anzeige wird etwa alle 10-15 Sekunden aktualisiert, die Flugzeuge rücken dann auf ihrer Route ein Stück vor. Da die symbolischen Flugzeuge aber bei Vorrücken auf dem Bildschirm keine "Spur" hinter sich herziehen, kann man den von ihnen zurückgelegten Weg nicht ordentlich verfolgen - dies mindert die Aussagekraft erheblich. Beim Anklicken eines Flugzeugs werden nicht die Flugdaten (wie Flugnummer, Fluggesellschaft, Start- und Zielort, Höhe etc.) angezeigt, sondern nur eine "Identifikationsnummer" angezeigt - eine 8-stellige Hexadezimalzahl, mit der man sonst nichts anfangen kann. "Datenschutzgründe", sagt die DFS hier, was wir schon früher nicht nachvollziehen konnten und heute auch nicht.
Vom Informationsgehalt des Vorbild-Systems von San Francisco ( -> www.flyquietsfo.com/live/ ) ist diese "Live-Darstellung" noch ein gutes Stück entfernt, wichtige Informationen fehlen. So hat diese Funktion vielleicht Unterhaltungswert, dürfte aber praktisch nicht allzu viele neue Erkenntnisse liefern.
Statische Flugspuren
Weitaus nützlicher ist dagegen die Möglichkeit, die bekannten Flugspuren für einen bestimmten Zeitraum darstellen zu lassen. Möglich ist dies zur in 5-Minuten-Intervallen bis zu 14 Tage rückwirkend. Die Flugspuren sind zur Darstellung des Höhenbereichs bunt eingefärbt: rot von 0-3000 Fuß (ca. 900 m), gelb von 3000-6000 Fuß (ca. 1800 m), grün von 6000-8000 Fuß (ca. 2400 m) und blau von 8000 - 10000 Fuß (ca. 3000 m). Alle Höhenangaben sind bezogen auf Normalnull (NN), die Höhe des überflogenen Ortes muss also abgezogen werden, um auf die tatsächliche Überflughöhe zu kommen. Die Höhenbereiche sind also recht groß und nur als grobe Anhaltspunkte geeignet, wie hoch geflogen wird. Hier wünscht man sich eine genaue Höhenangabe auf Mausklick, die Daten liegen schließlich vor. Außerdem ist die Darstellung sehr langsam - bis man einen ganzen Tag zusammen hat, können locker 30 Minuten zusammenkommen.
Tipp: Bei Ansehen längerer Zeiträume das Fensterchen, das den Aufbau-Fortschritt der Grafik anzeigt, wegschieben, dann dem Aufbau der Grafik zusehen. Oft kann man die Zufügung einzelner Flugspuren erkennen.
Beispiel: Flugspuren über längeren Zeitraum (Ausschnitt) Farbe der Linien markiert Höhenbereich |
An- und Abflüge werden getrennt dargestellt, für Orte, die von An- und Abflügen belastet sind, muss man also zwei Bilder erstellen. Im Test funktionierte die Flugspur-Darstellung nur für kleine Zeiträume akzeptabel schnell. Die Darstellung eines ganzen Tages nahm dagegen bei einem Versuch mehr als 15 Minuten in Anspruch, trotz schneller Internetanbindung und schnellen Rechner - das macht keinen Spaß. Der Darstellungszeitraum reichte am ersten Tag noch bis zum aktuellen Datum, mittlerweile (27.7.) geht er nur noch bis Mitternacht des Vortages: eine ärgerliche Verschlechterung. Die Möglichkeit, das fertige Bild abzuspeichern oder auszudrucken, ist auch nicht vorgesehen.
Die Flugspuren geben vor allem einen guten Überblick, wie geflogen wird (Flugrouten, Streuung auf den Routen) und eine grobe Idee über die Flugfrequenz. Wer dagegen wissen will, wie viele Flugzeuge an einem bestimmten Nachmittag auf einer Flugroute über seinen Kopf gedonnert sind - Fraport weigert sich ja beharrlich, solche Daten herauszurücken - wird das mit Hilfe der Radarspuren auch nicht herausbekommen. Schon über kurze Zeiträume sind es einfach zu viele Striche, um einen einzelnen zu unterscheiden. Das gilt nicht nur, wenn man zählen will, sondern auch, wenn man einen einzelnen Flug herauspicken will. Die Eingabe einer Identifikationsnummer, um z.B. die Flugspur zu einem Flug zu finden, den man in der Live-Darstellung gesehen hat, ist nicht möglich. Zum Nachweis darüber, dass ein einzelnes Flugzeug zu weit vom erlaubten Weg abgewichen ist, eignen sich die dargestellten Flugspuren ohnehin nicht, die Darstellung mit STANLY Track ist nur auf +/-200m genau (in Kurven sogar nur +/-400m) genau. Laut DFS soll die Internet-Darstellung "nur der Information" dienen. Zur Untersuchung von Problemen verwendet die DFS weiterhin das Fanamos-System, mit dem bisher die Radarspuren gezeichnet wurden.
Fazit: Auch wenn noch manches fehlt: die Flugspuren sind ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer besseren Information. Einige subjektive Eindrücke und Aussagen können jetzt zumindest teilweise überprüft werden. Bürgerinnen und Bürger sollten den Service nutzen, um sich besser zu informieren, und die noch fehlenden Informationen beharrlich nachfordern. Wenn Fraport, DFS und Politik es wollen, kann man Flugbetrieb und -Lärm für die Betroffenen wirklich transparent machen. Dazu ist jedoch "Motivation" von Seiten der Bürger nötig.
Mehr:
- Immer mehr "Radarspuren live" im Internet
Heute noch exclusives Extra - morgen Standard an allen großen Flughäfen? - RDF-Gutachten zum Fluglärm-Monitoring
Hier interessant: Teil 3 Kommunikation
Hinweis:
beim Deutschen Fluglärmdienst werden die Radarspuren des DFS-Systems aufbereitet und archiviert. Hier stehen die Radarspuren auch für länger zurückliegende Zeiträume und ohne lästige Warterei zur Verfügung!
- Messwerte Frankfurt beim Deutschen Fluglärmdienst
"Punkt Flugspuren markieren und "Anzeigen" klicken
Internet Deutsche Flugsicherung (DFS) Flugbetrieb (FRA) Fluglärm-Überwachung
Bis zum 12. April 2006 können Sie diese offizielle Petition gegen ein unsägliches Vorhaben noch mitzeichnen.