Wulf Hahn, Experte für Verkehrs- und Umweltmanagement bei RegioConsult in Marburg, hat 2007 die Zahl der Flüge von und nach Frankfurt besser vorhergesehen als Fraport selbst. Wie sieht er die Zukunft des Flughafens jetzt?.
Herr Hahn, vor neun Jahren sagte der Fraport-Gutachter Intraplan etwa 610 000 Flugbewegungen für 2015 voraus. Es wurden dann nur 468 000. Sie hatten das in einem Gutachten für die Initiative Zukunft Rhein-Main richtig vorausgesehen. Für 2020 rechneten Sie mit 526 000 Flugbewegungen, Intraplan dagegen mit 701 000. Wer wird Recht behalten?
Der von RegioConsult für 2020 erwartete Wert von 526 000 Flugbewegungen wird der Realität eher entsprechen. Allerdings gehen wir nicht davon aus, dass er bis 2020 erreicht wird. In drei bis vier Jahren 58 000 zusätzliche Flugbewegungen zu erreichen, ist angesichts der Konkurrenz in Asien und Fernost nicht realistisch.
Wie sieht es bei den Passagieren aus? Sie rechneten mit etwa 70 Millionen Passagieren im Jahr 2020. Fraport und Intraplan halten immer noch 88,6 Millionen Fluggäste für realistisch. Jetzt sind wir bei 61 Millionen, und Fraport meldet Rückgänge.
Die Passagierzahl von etwa 70 Millionen ist erreichbar, wenn das Passagierwachstum, das seit 2010 – 2015 stattgefunden hat, sich verstetigt. Dies entspricht einer Zunahme von 15 Prozent in 5 Jahren.
Weil Die Landebahn Nordwest scheint ja überflüssig zu sein. Mit einer effektiveren Slotnutzung könnte man auf den drei anderen Bahnen bis zu 570 000 Flugbewegungen pro Jahr abwickeln, behaupten Sie.
Die Zahl von 570 000 Flugbewegungen stellt die theoretische Kapazität bei Vollausnutzung dar. Diese ist in der Regel nie voll ausnutzbar, da unter anderem Nebenverkehrszeiten nicht so stark nachgefragt werden wie die Hauptverkehrszeiten. Realistisch ist eine Ausnutzung von etwa 90 Prozent. Dies entspricht bezogen auf Frankfurt etwa 513 000 bis 530 000 Flugbewegungen.
Fraport will den Rückgang von Interkontinentalflügen offenbar mit mehr Billigfliegern wettmachen, die häufig auch kürzere Strecken fliegen. Ist dieses Konzept realistisch und gut?
Schon 2007 wurde von RegioConsult diese Entwicklung vorhergesehen. Damals wurde der LCC-Anteil auf 5 Prozent festgesetzt, was der jetzt erwünschten Entwicklung klar widerspricht. Die FRAPORT braucht heute die Low-Cost-Carrier, damit die Zahl der Flugbewegungen nicht noch weiter zurückgeht.
Welche Größe wäre für den Frankfurter Flughafen angemessen und ideal?
Da Frankfurt ein Stadtflughafen ist, wäre es angemessen, einen landesplanerischen Rahmen für die Entwicklung des Flughafens zu setzen, der den entgegenstehenden Zielen von Raumordnung und Landesplanung nicht zuwiderläuft. Sinnvoll wäre eine Rahmensetzung aus immissionsschutztechnischer Sicht. Denkbar wäre es danach, eine planerische Grenze im Bereich von etwa 520 000 Flugbewegungen - ohne die Landebahn Nordwest - einzuziehen.
DEMONSTRATION immer montags ab 18 Uhr im Flughafen-Terminal 1, Abflughalle B
Zukunft Rhein-Main (ZRM) EXTRABLATT
Unser Standpunkt: Ja zur Wirtschaftsregion Rhein-Main - Nein zum Flughafenausbau !
Argumente der Ausbaubefürworter kritisch hinterfragt.