Diese Seite wird momentan im vereinfachten Darstellungs- und Betriebsmodus präsentiert. Details >>
Störfall-Kommission hält Landebahn Nordwest und Ticona für unvereinbar
Ministerpräsident Koch und Fraport bleiben bei ihren Ausbau-Plänen
Von: @cf <2004-01-30>

Die Arbeitsgruppe Flughafen der Störfall-Kommission hält den Betrieb des Chemiewerks Ticona und das Ausbauvorhaben Landebahn Nordwest für unvereinbar. Nach ausführlicher Analyse und Beratung des Sachverhalts und der vorliegenden Gutachten hat die Arbeitsgruppe heute der Störfall-Kommission ein Votum mit folgendem Wortlaut empfohlen:

"Das Ausbauvorhaben Landebahn Nord-West am Flughafen Frankfurt/Main ist mit dem Betrieb der existierenden Anlagen am Standort Ticona nicht vereinbar. Die erwartete Störfallhäufigkeit durch einen Flugzeugabsturz sowie der damit verbundene Schadensumfang führen zu einem nicht akzeptablen Risiko. Daraus ergibt sich, dass die Gefahrenquelle Flugzeugabsturz am Standort Ticona gemäß § 3 Absatz 2 Nr. 2 StörfallV vernünftigerweise nicht auszuschließen ist. Die Planung der Landebahn Nord-West würde damit auch der Zielsetzung des Artikel 12 (1) Satz (c) Seveso-II Richtlinie (Richtlinie 96/82/EG) widersprechen."

"Die erwartete Störfallhäufigkeit durch einen Flugzeugabsturz sowie der damit verbundene Schadenumfang führen zu einem nicht akzeptablen Risiko", sagte der Vorsitzende der Kommission. Prof. Jochum. Nach den Gutachten müsste alle 25000 Jahre mit einem Absturz gerechnet werden, der zu einem schweren Störfall bei Ticona führt. Dann würde nach Meinung der Experten "das ganze Werksgelände hochgehen".

Jochum geht davon aus, dass die Störfall-Kommission selbst sich am 18. Februar dem Votum der Arbeitsgruppe anschließen wird. Die Empfehlung der Kommission wird dann an die Bundesregierung weitergeleitet. Sie ist aber nicht bindend, die letzte Entscheidung hat das Land Hessen.

Ministerpräsident Roland Koch bestätigte in Wiesbaden, die Risikobewertung der Störfall-Kommission sei kein Hindernis für die Ausbaupläne. Im Planfeststellungsverfahren stehe als letzte Möglichkeit auch die Schließung des Chemiewerks zur Verfügung, wenn das Ticona-Problem nicht durch Umbaumaßnahmen gelöst werden könne.

Fraport zeigte sich in einer ersten Reaktion von der Entscheidung der Kommission verwundert: "Die gegebene Begründung überzeugt nicht". Deshalb sieht der Flughafenbetreiber keinen Grund, seine Ausbauplanungen zu ändern. "Eine neue öffentliche Varianten-Diskussion wird es nicht geben", so Fraport-Sprecher Busch. Man werde im Planfeststellungsverfahren erneut darlegen, warum die Nordwest-Variante "unter Abwägung aller relevanter Kriterien die einzige geeignete Variante" sei.

Eine Enteignung der Ticona für den Flughafenausbau wäre nach dem Gesetz möglich. Allerdings wären Entschädigungen für das Grundstück, die Anlagen und die Vermögensschäden zu zahlen, die durch eine Schließung oder Verlagerung des Werkes entstehen würden. Zahlen müsste Fraport, also zu einem wesentlichen Teil der Steuerzahler. Die Entschädigung könnte mehr als eine Milliarde Euro kosten.

Ein Sprecher der Celanese, dem Mutterkonzern der Ticona, zeigte sich wenig beeindruckt von Kochs Ideen: "Eine Enteignung steht in unserem Rechtssystem vor unglaublich hohen rechtlichen Hürden. Wir sehen die Voraussetzungen für solche Enteignungsverfahren für nicht gegeben". Celanese plädiert für eine andere Ausbau-Variante, die die Zukunft des Werks nicht beeinträchtigt.

In der Tat wäre die Enteignung eines florierenden, zukunftssicheren Unternehmens mit mehr als 1000 meist hoch qualifizierten Arbeitsplätzen eine ziemlich spektakuläre Angelegenheit. Ein positives Signal für den Wirtschaftsstandort Rhein-Main wäre es ganz bestimmt nicht. Im Fall des Falles würde sich die Ticona den Umzug teuer bezahlen lassen. Und ob das Werk dann überhaupt im Rhein-Main-Gebiet wieder aufgebaut würde, steht in den Sternen - Europa ist groß und bietet viele geeignete Möglichkeiten.

Weitere Informationen zum Ticona-Risiko:

Die Störfall-Kommission hat nur das Risiko bewertet, dass sich aus der Kombination von Ticona und geplanter Nordwestbahn ergibt. Weitere Risiken, z.B. durch das DEA-Tanklager oder das an dieser Stelle besonders hohe Risiko durch Vogelschlag, kommen hinzu:

Themen hierzuAssciated topics:

Ticona Absturz-Gefahr Landebahn Nordwest Gefahren durch Flughafenausbau FRA Enteignung Koch, Roland (hessischer Ministerpäsident von 1999 bis 2010, …) Störfall-Kommission (SFK)

Das könnte Sie auch interessierenFurther readings:
Das Chemiewerk Ticona
Rund 1000 Menschen arbeiten im Werk Kelsterbach
Von: @cf <2004-11-03>
   Mehr»
Risiko Ticona: Das Verfahren der EU-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2006-11-01>
Beim Planungsverfahren für den Flughafenausbau wurde nach Ansicht der EU-Kommission gegen die Seveso-Richtlinie verstoßen: es wurde nicht beachtet, dass die geplante Landebahn Nordwest zu nahe am Störfallbetrieb Ticona liegt. Deswegen hat die Kommission ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet.   Mehr»
Ticona-Klage gegen Flugrouten am 5. Oktober beim VGH Kassel
Für die Verhandlung sind Eintrittskarten nötig (siehe PM des VGH vom .....)
Von: @cf <2005-08-26>
Die Chemiewerk Ticona gegehn die aktuellen Flugrouten am Frankfurter Flughafen findet am 5. Oktober beim VGH Kassel statt. Es wird großer Andrang erwartet, Eintrittskarten erforderlich!    Mehr»
Erörterungstermin - Bericht vom 26.01.2006
Sicherheit - können Nordwestbahn und Ticona nebeneinander existieren?
Von: @cf <2006-01-26>
   Mehr»
Risiko Ticona: Die Entscheidung der Störfall-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2005-07-01>
Die Störfall-Kommission hat entschieden, dass der Betrieb des Chemiewerks Ticona und die geplante Nordwestbahn wegen des zu großen Risikos nicht miteinander vereinbar sind. Die Landesregierung will die Nordwestbahn trotzdem bauen, notfalls will man Ticona enteignen. Wie wird der Streit ausgehen?    Mehr»
Risiko Ticona: der Streit um die Zukunft des Werks
Ein Chemiewerk steht den Ausbauplänen für den Frankfurter Flughafen im Weg
Von: @cf <2008-09-19>
Der Streit über das "Risiko Ticona" ist entschieden: Ticona räumt gegen eine Zahlung von 670 Millionen Euro von Fraport den gefährlichen Platz in der Einflugschneise der geplanten Nordwestbahn. Das Werk wird bis 2011 im Industriepark Höchst neu errichtet. Die spannende Geschichte des Standort-Pokers um Werk und Landebahn finden Sie hier zusammengefasst   Mehr»
Räumt Ticona den Platz für die Nordwestbahn?
Für 650 Millionen Abfindung soll das Werk angeblich geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-29>
Die Ticona hat sich angeblich mit Fraport und der Landesregierung darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung zu schließen.    Mehr»
Ticona räumt den Platz für die Nordwestbahn
Einigung mit Fraport: für 650 Millionen Abfindung soll das Werk geschlossen werden
Von: @cf <2006-11-30>
Die Ticona hat sich mit Fraport darauf geeinigt, das Werk in Kelsterbach gegen Zahlung einer Entschädigung von 650 Mio. bis zum Jahr 2011 zu schließen. Damit soll ein wesentliches Hindernis für die geplante Nordwestbahn beseitigt werden.    Mehr»
Störfall-Kommission der Bundesregierung prüft Ausbau-Varianten
Steht die Ticona der Nordwestbahn im Weg?
Von: @cf <2003-02-18>
   Mehr»
Dicke Kröte für die Fraport AG
Scheitert der Ausbau des Frankfurter Flughafens am Kelsterbacher Chemie-Werk Ticona? Die Kosten für eine Verlegung werden auf rund 1,3 Milliarden Euro geschätzt.
Von: @EXTRABLATT <2003-06-26>
   Mehr»
EU-Kommission vermutet Verletzung der Seveso-Richtlinie
Bundesregierung zu Stellungnahme aufgefordert
Von: @cf <2003-11-25>
Die EU-Kommission hat auf die Beschwerde der FAG hin in einem Antwortschreiben die Bundesregierung zu einer Stellungnahme und der Lieferung weiterer Informationen aufgefordert. Der Brief gelangte jetzt in die Öffentlichkeit.   Mehr»
Gutachten zum Ticona-Risiko beim Landtag vorgestellt
Wirtschaftsminister Rhiel hält Risiko für vertretbar
Von: @cf <2004-01-16>
   Mehr»
EU-Kommission prüft Ausbaupläne für Landebahn Nordwest
Landebahn neben Chemiewerk - ein Verstoß gegen die Seveso-Richtlinie?
Von: @cf <2003-09-18>
   Mehr»
Koch: Landebahn wichtiger als Ticona
Entscheidung für Nordwestbahn steht nicht zur Debatte
Von: @cf <2004-01-29>
   Mehr»
SFK: Ausbauvorhaben Nordwest und Chemiewerk Ticona nicht vereinbar
Pressemitteilung vom 30.01.2004
Von: @Störfall-Kommission <2004-01-30>
   Mehr»
SFK: geplante Landebahn Nordwest und Ticona nicht vereinbar
Pressemitteilung vom 18.02.2004
Von: @Störfall-Kommission (SFK) <2004-02-18>
   Mehr»
Störfall-Kommission ist gegen neue Landebahn neben Chemiewerk
Fraport und Ministerpräsident Koch halten an Ausbauplänen fest
Von: @cf <2004-02-18>

Die Störfall-Kommission hat entschieden: sie hält den Betrieb des Chemiewerks Ticona und das Ausbauvorhaben Landebahn Nordwest für unvereinbar. Ministerpräsident Koch und Fraport wollen trotzdem an ihren Plänen festhalten.
   Mehr»
Störfall-Kommission in der Schusslinie
Fraport und CDU-Politiker kritisieren Votum der Kommission
Von: @cf <2004-02-28>
   Mehr»
EU-Kommission verlangt erneute Prüfung aller Ausbau-Varianten
Verfahren gegen Deutschland könnte dann eingestellt werden
Von: @cf <2004-05-17>
Die EU-Kommission will auf eine Klage gegen Deutschland verzichten, wenn von der hessischen Landesregierung alle Ausbau-Varianten noch einmal kritisch geprüft werden.   Mehr»
ZRM zum Votum der Störfall-Kommission: "Gute Entscheidung für die Menschen in der Region"
Pressemitteilung vom 18.02.2004
Von: @Zukunft Rhein-Main <2004-02-18>
   Mehr»
Die Bildrechte werden in der Online-Version angegeben.For copyright notice look at the online version.

Bildrechte zu den in diese Datei eingebundenen Bild-Dateien:

Hinweise:
1. Die Bilder sind in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens (im Quelltext dieser Seite) angeordnet.
2. Beim Anklicken eines der nachfolgenden Bezeichnungen, wird das zugehörige Bild angezeigt.
3, Die Bildrechte-Liste wird normalerweise nicht mitgedruckt,
4. Bildname und Rechteinhaber sind jeweils im Dateinamen des Bildes enthalten.