Der Bau der Landebahn im Kelsterbacher Wald ist aus Sicherheitsgründen nicht zu verantworten. Vertreter der Initiative der Zukunft Rhein Main (ZRM) begründen ihre Feststellung mit einer aktuellen Studie zum Vogelaufkommen. Bürgermeister Erhard Engisch aus Kelsterbach macht das Ergebnis deutlich, dass "die überaus großen Vogelzahlen eindeutig eine Risikovergrößerung kurz vor dem Chemiewerk 'Ticona' darstellt". Thomas Norgall, Naturschutzreferent des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): "Unsere Befürchtungen werden noch übertroffen". "Damit die Störfallkommission das gegenüber dem heutigen Flugbetrieb deutlich erhöhte Vogelschlagrisiko bei ihrer Entscheidung berücksichtigen kann, haben wir ihr vor wenigen Tagen die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens mitgeteilt", erläutert Rechtsanwalt Dr. Heribert Fislake. Nachdem die EU das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens als einen Verstoß gegen die "Seveso-II-Richtlinie" eingestuft und die Landesregierung zur Stellungnahme aufgefordert hat, sollen die Ergebnisse der aktuellen Studie nicht nur der Störfallkommission, sondern auch der EU zur Verfügung gestellt werden.
Auf das Vogelschlagproblem durch Tausende überwinternder Möwen und anderer Wasservögel hatte der BUND bereits im Raumordnungsverfahren hingewiesen. Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte seine Entscheidung für die Landebahn im Kelsterbacher Wald deshalb unter den Vorbehalt der abschließenden Klärung der Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit der Ticona und des Vogelschlagproblems gefällt. Das aktuelle Gutachten wurde vom Ornithologen Bernd Petri im Auftrag der Zukunft Rhein-Main, Initiative gegen den Flughafenausbau (ZRM) erstellt. Die ZRM ist ein Zusammenschluss aus über 20 Kommunen, Landkreisen und dem BUND, die gemeinsam den Ausbau des Flughafens verhindern wollen. Die gutachterlichen Feststellungen basieren auf einjährigen Erhebungen, mit denen insbesondere das Vogelaufkommen am Main erfasst wurde. Folgende Kernaussagen lassen sich treffen:
- Der Betrieb der Landebahn Nordwest im Kelsterbacher Wald wäre im Vergleich zum jetzigen Flugbetrieb am Rhein-Main Flughafen deutlich höheren Vogelschlagrisiko konfrontiert. Dies wird bedingt durch die herausragende Bedeutung des Mains als Leitlinie des Vogelzuges und als Lebens- und insbesondere Überwinterungsraum für Wasservögel. Je nach Witterung und Jahreszeit kreuzen innerhalb einzelner Stunden oder zu jeder Stunde am Tag mehrere Hundert Vögel den Landeanflug der Flugzeuge. Ein zusätzliches Problem ergibt sich aus der Nähe des Mönchwaldsees, einem EU-Vogelschutzgebiet auf dem in unmittelbarer Nachbarschaft zur geplanten Landebahn Nordwest bis zu 1.000 Wasservögel rasten.
- Das Vogelschlagrisiko durch die Wasservögel kann nicht minimiert werden. Nach derzeitigem Wissensstand gibt es keine Vergrämungsmaßnahmen oder "vogelschlagmindernden" Maßnahmen.
- Die häufigsten Vögel sind am Main Lachmöwen. Sie machen den größten Teil der Vogelflugbewegungen im potentiellen Anflugbereich der Flugzeuge aus. Im Winter kann es zum Zuzug von Zehntausenden Lachmöwen kommen, die dann den ganzen Tag über dem Main fliegen. Insbesondere Saatkrähen erreichen noch hohe Bestände im Untersuchungsraum. Von beiden Arten geht in Deutschland und weltweit ein bedeutendes Vogelschlagrisiko aus.
Es kommt im Winter täglich zu stundenlangen Pendelflügen von Vogeltrupps und -schwärmen in Flughöhen zwischen 60m und 300m. Während des jahreszeitlichen Vogelzuges erreichen ziehende Möwen, Krähen und Kormorane regelmäßig Höhen deutlich über 100m.
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