KREIS GROSS-GERAU - In einem Schreiben an die Mitglieder der Regionalversammlung Südhessen hat die Aktion Zukunft Rhein-Main, in der 26 Kreise, Städte und Gemeinden aus dem Flughafenumland zusammenarbeiten, für ihre Position beim geplanten Bau der A-380-Werft außerhalb des Frankfurter Flughafens geworben.
Die Regionalversammlung wird in den nächsten Wochen darüber entscheiden, ob für das geplante Vorhaben der FRAPORT einer Abweichung vom geltenden Regionalplan Südhessen gemacht werden kann. Als Sprecher der Aktion "Zukunft Rhein-Main" hat Landrat Enno Siehr (Groß-Gerau) die Mitglieder der Regionalversammlung jetzt gebeten, dem Abweichungsantrag nicht zuzustimmen.
Wenn sich die Kreise, Städte und Gemeinden gegen den Bau der Halle in der vorliegenden Form wendeten, dann dürfe dies nicht als grundsätzliche Ablehnung des Vorhabens missverstanden werden, so Landrat Siehr "Die von FRAPORT vorgelegten Unterlagen enthalten aber zahlreiche Ungereimtheiten und offene Fragen. In der vorliegenden Form ist das Vorhaben deshalb auf keinen Fall zustimmungsfähig", so der Landrat wörtlich.
Siehr verwies insbesondere darauf, dass FRAPORT Standortalternativen innerhalb des bestehenden Flughafengeländes nicht wirklich geprüft habe. Dies sei stets damit begründet worden, dass mögliche Standortvarianten mit dem geplanten Bau der neuen Landebahn im Nordwesten des Flughafens in Konflikt gerieten: "Und das, obwohl gleichzeitig stets behauptet wird, der Bau der A380-Werft habe mit dem übrigen Ausbau nichts zu tun!" Auf dem Flughafengelände stünden genügend Flächen zur Verfügung, etwa im nördlichen und südlichen Wartungsbereich. Und auch solange sich FRAPORT den Luxus leiste, Flächen innerhalb des Zauns für flughafenfremde Zwecke (etwa Büros und Einkaufszentren) vorzuhalten, sei ein Bau der Wartungshalle außerhalb des Zaunes nicht gerechtfertigt.
Zumal das gesamte Vorhaben im Verhältnis zur Anzahl der bestellten Flugzeuge weit überdimensioniert sei. Statt der geplanten vier seien auch zwei Hallenplätze für die Wartung der voraussichtlich fünfzehn A380-Jets völlig ausreichend: "Der Eingriff in Natur und Landschaft ließe sich dadurch auf die Hälfte reduzieren." Wenn FRAPORT dennoch auf der geplanten Hallengröße bestehe, dann liege die Vermutung nahe, dass in Frankfurt ein A-380-Wartungszentrum für ganz Europa entstehen solle: "Dann wird es regelrechte Wartungsflüge nach Frankfurt geben, die insbesondere nachts zu einer Mehrbelastung der Region führen", befürchtet der Landrat.
Auch seien die genauen Lärmauswirkungen der A380 bis heute völlig unbekannt. Klar sei aber jetzt schon, dass der Stadtteil Walldorf beim Bau der Halle in der beantragten Form beträchtlichen Bodenlärm hinnehmen müsse, in einer Größenordnung, die bei einem normalen Gewerbebetrieb – und um einen solchen handelt es sich nach Auffassung der Anrainer bei der geplanten Wartungshalle - längst nicht mehr genehmigungsfähig wäre.
Auch die Vernichtung von rund 30 Hektar Bannwald, die Beeinträchtigung angrenzender Waldflächen und die Gefährdung eines wichtigen Grundwasserreservoirs machen für die Aktion "Zukunft Rhein-Main" eine Ablehnung des Vorhabens in der geplanten Form zwingend notwendig. Zudem sei die Raumverträglichkeit des Vorhabens nicht ausreichend untersucht worden. Weder im geltenden Landesentwicklungsplan noch im Regionalplan Südhessen ist darüber hinaus nach Angaben von Landrat Siehr das Ziel eines Ausbaus des Flughafens festgeschrieben.
"Deshalb appellieren wir an die Mitglieder der Regionalversammlung, sich für die Interessen der Region zu entscheiden und dem Bau der Wartungshalle in der geplanten Form nicht zuzustimmen", fasste der Landrat die Stellungnahme der Anliegerkommunen zusammen. An FRAPORT richtete er die Aufforderung "aus dem Schmollwinkel heraus zu kommen" und in Sachen A380-Werft endlich auf das Umland zuzugehen: "Die Region ist gesprächsbereit!"
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