Offener Brief der Evangelischen Jugend in Hessen und Nassau e. V. an die Hessische Landesregierung zum Ausbau des Frankfurter Flughafens
Anschreiben
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
die Evangelische Jugend in Hessen und Nassau e. V. hat sich auf ihrer 14. Vollversammlung vom 20. - 22. März 2009 intensiv mit der Problematik des Ausbaus des Frankfurter Flughafens beschäftigt und beiliegenden offenen Brief an die Hessische Landesregierung mit großer Mehrheit verabschiedet.
Die Mitglieder der Vollversammlung zeigten sich sehr beunruhigt darüber, dass mittlerweile nicht mehr am Mediationsergebnis festgehalten wird und das absolute Nachtflugverbot nicht mehr umgesetzt werden soll. Den Mitgliedern der Vollversammlung ist am bürgerschaftlichen Dialog und an der Lebenssituation der Menschen in unserem Land gelegen. Wir bitten Sie, unseren Offenen Brief den Mitgliedern der Hessischen Landesregierung zu Kenntnis zu geben und noch einmal zu prüfen und zu beraten, ob der jetzt eingeschlagene Weg tatsächlich die einzige mögliche Alternative darstellt.
Die Evangelische Jugend in Hessen und Nassau e. V. ist der von jungen Menschen verantwortete und organisierte Jugendverband der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Die EJHN nimmt die politische Vertretung innerhalb von Kirche, Staat und Öffentlichkeit wahr. Als Zusammenschluss der kirchlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unterstützt, berät und koordiniert sie im Arbeitsfeld und vertritt die rund 170 hauptberuflichen und ca. 20.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Ev. Jugend in Süd- und Mittelhessen und im östlichen Rheinland-Pfalz.
Mit freundlichen Grüßen
Bettina Reiss-Semmler, Vorsitzende
Matthias Roth, Vorsitzender
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrte Damen und Herren der Hessischen Landesregierung,
seit langer Zeit verfolgen wir die Aktivitäten und Diskussionen zu dem Ausbau des Frankfurter Flughafens und bedauern, dass die Fraport AG durch die Rodungsarbeiten Fakten schafft, die kaum mehr rückgängig zu machen sind. Obwohl keine der Musterklagen gegen den geplanten Ausbau des Flughafens Rhein-Main rechtskräftig abgeschlossen ist, wurden die meisten Bäume im Kelsterbacher Wald bereits gefällt und ein weiteres Stück der Natur unwiederbringlich zerstört.
Damit wird das Rechtsempfinden vieler Bürger und Bürgerinnen unseres Landes in Frage gestellt. Mit den jetzigen Arbeiten zum Bau der neuen Landebahn werden alle Anstrengungen zunichte gemacht, den Ausbau bürgerschaftlich und im Dialog zu entwickeln. Was uns ebenfalls sehr beunruhigt, ist die Infragestellung eines Nachtflugverbotes. Das Nachtflugverbot ist im Mediationsverfahren von Anfang an als unverzichtbare Bedingung für den Ausbau des Flughafens benannt worden. Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hat mehrfach die Einhaltung des Nachtflugverbotes angemahnt. Die Bevölkerung unseres Landes hat ein Recht darauf, wenigstens in der Nacht ungestört schlafen zu können.Für uns ist es nur schwer zu verstehen, dass in einer Zeit, in der sowohl die Verkehrszahlen im Passagier- als auch im Frachtbereich dramatisch zurückgehen, an den Baumaßnahmen unverändert festgehalten wird. Die Firma Fraport AG plant bereits jetzt einen Stellenabbau und hat Kurzarbeit für ihre Beschäftigten eingeführt. Die gesamtwirtschaftliche Situation wird in den öffentlichen Medien als Rezession bewertet. Ebenso wird mit einem Wirtschaftswachstum in Zukunft nicht gerechnet.
Ist unter diesen Vorzeichen ein Ausbau in einer schon sehr stark belasteten Region derzeit noch sinnvoll und nachvollziehbar?
Bettina Reiss-Semmler
Matthias Roth
Vorsitzende
Hessische Landesregierung Nachtflugverbot Bürgermeinungen