Die Stiftung Marktwirtschaft hat heute eine Studie "Politik und Wirtschaft im Zeichen des Bürgerprotestes" vorgestellt, in der zwei Wissenschaftler vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen speziell die aktuellen Proteste gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens untersucht haben. Dazu wurden im Juni Teilnehmer der Montagsdemos von einem Meinungsforschungsinstitut befragt.
Die Ergebnisse liegen jetzt vor. Die Studie sieht zwei Thesen bestätigt (Zitat aus der Pressemitteilung der Stiftung Marktwirtschaft):
- "Es liegt eine nur begrenzte gesamtgesellschaftliche Repräsentativität der Protestierenden vor (das soziodemografische Profil innerhalb der Protestgruppe lautet verkürzt: älter, hochgebildet, zeitreich, ressourcenstark mit einer politischen Mitte-Links-Orientierung)."
- "Die Demonstranten weisen Merkmale einer Misstrauensgesellschaft insbesondere gegenüber den Parteien (Manipulationsvorwurf gegenüber der Politik und der Justiz durch „die“ Wirtschaft) auf."
In ihrer Interpretation am Schluss der Studie geben die Autoren zwar dem Flughafenprotest wegen des Beharrens auf Maximalforderungen wie der Schließung der neuen Landebahn keine große Chance. Sie sehen aber in großen Bürgerprotesten wie in Frankfurt, Stuttgart oder München durchaus eine Gefahr, weil die Bürgerinitiativen wegen vieler "intellektuell und finanziell potenter Mitglieder" einen Machtfaktor darstellten und ihre Interessen auch schon einmal durchsetzen könnten. Dabei werden als "Opfer" nicht etwa Fraport und die Luftverkehrswirtschaft dargestellt, sondern die Allgemeinheit und vor allem schwächere Bevölkerungsgruppen (die z.B. auf einen Arbeitsplatz bei Fraport angewiesen sind).
Mehr:
- Artikel in der Offenbach Post "Keine Aussicht auf Erfolg"
- Pressemitteilung der Stiftung Marktwirtschaft zur Studie
- Studie "POLITIK UND WIRTSCHAFT IM ZEICHEN DES BÜRGERPROTESTES" zum Download
- Fragebogen, der bei der Studie verwendet wurde
Ausbaugegner, die sich durch die politische Tendenz der Studie nicht abschrecken lassen, finden viele interessante Informationen und Zahlen und nebenbei auch Hinweise auf die Strategie der Ausbaubefürworter.
Zur Einordnung des Standortes der Auftraggeber: Die Stiftung Marktwirtschaft versteht sich (Zitat Wikipedia) als "Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik mit dem Ziel der Förderung wirtschaftsliberaler Anliegen", also so etwas ähnliches wie die arbeitgebernahe "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM)", nur breiter und wissenschaftlicher aufgestellt. Die Stiftung hat beträchtlichen Einfluss auf Politik und Medien. Eine kritische Betrachtung über die Arbeit der Stiftung findet man bei LOBBYPEDIA.
Die Ausbaugegner übten heftige Kritik an Zielsetzung und Durchführung der Studie (mehr dazu HIER).
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