Pressemitteilung Bündnis der Bürgerinitiativen vom 12.08.2016 (Thomas Scheffler)
In der vergangenen Woche hat die Fraport AG die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2016 veröffentlicht. Die Zahlen zeigen erneut, dass der Frankfurter Flughafen seinen Zenit überschritten hat und sich die dem Ausbau zugrunde liegenden Erwartungen als absurd erweisen. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 ging die Zahl der Flugbewegungen um 1,0% und die Zahl der Passagiere um 0,9% zurück. Das Cargoaufkommen sank um 0,7%. Diese Rückgänge wären noch größer gewesen, wenn das erste Halbjahr 2016 nicht mit dem 29. Februar einen zusätzlichen Arbeitstag umfasst hätte.
Ein Vergleich der Realität mit den Prognosen des Planfeststellungsbeschlusses aus 2007 zeigt das ganze Ausmaß der Fehleinschätzungen. Statt der für 2015 erwarteten ca. 610.000 Flugbewegungen wurden nur 468.000 (minus 23%) Starts und Landungen abgewickelt. Statt der ca. 74 Mio Passagiere wurden nur 61 Mio (minus 18%) Fluggäste abgefertigt. Dieses Verkehrsaufkommen hätte mit dem bestehenden Bahnensystem und den Terminals 1 und 2 bewältigt werden können. Die Nordwestlandebahn und das Terminal 3 waren und sind überflüssig.
Die bisherige Geschäftspolitik mit ihrem unbedingten Wachstumskurs befindet sich auf dem Irrweg. Das 2014 aufgelegte Incentive Programm zeigte keine Wirkung und jetzt wird das Heil bei Low-Cost-Carriern wie Ryanair gesucht, um die Ausbauinvestitionen zu retten. Dr. Stefan Schulte nutzt als Präsident des BDL Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft die Gelegenheit, angebliche Nachteile der deutschen Luftverkehrsunternehmen zu beklagen und lässt Hilferufe nach mehr staatlicher Unterstützung verbreiten.
Das BBI Bündnis der Bürgerinitiativen fordert ein radikales Umdenken. Fraport muss sich auf die öffentlichrechtliche Aufgabe des Frankfurter Flughafens besinnen, nämlich eine komfortable Abwicklung des geschäftlichen und touristischen Reisebedarfs der Region. Direktverbindungen zu den wichtigsten Zielen ohne Umsteigen sind die Zukunft und nicht ein Ausbau der Hub-Funktion. Ziel muss ein kleiner und feiner Flughafen mit kurzen Wegen sein. Kurzstreckenflüge gehören auf die Bahn.
"Die Bürgerinitiativen haben große Zweifel, dass der derzeitige Fraport-Chef Dr. Stefan Schulte der richtige Mann für die dringend notwendige Änderung der Geschäftsstrategie ist." so Thomas Scheffler, Sprecher des BBI Bündnis der Bürgerinitiativen. "Zu sehr ist er gefangen in den falschen Ausbauentscheidungen. Wir fordern das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main als Mehrheitsgesellschafter auf, den Fraport-Chef abzulösen und damit die gebotene Revision der Geschäftspolitik einzuleiten."
Das „Bündnis der Bürgerinitiativen - Kein Flughafenausbau - Für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr“,kurz: BBI, ist ein Zusammenschluss von mehr als 80 Initiativen. Das Bündnis streitet für die Wiedergewinnung und den Erhalt der Lebensqualität derMenschen im Rhein-Main-Gebiet. Es setzt sich für die Schaffung einer lebenswerten Region ein und fordert den Schutz der Menschen vor den schädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs und erklärt sich solidarisch mit allen von Verkehrslärmbetroffenen Menschen. Das Bündnis fordert einen verantwortungsvollen Umgang mit der Mobilität.
Die gemeinsamen Ziele sind:
- Verhinderung des Ausbaus des Frankfurter Flughafens und anderer Flughäfen in der Region
- Schaffung von nächtlicher Ruhe durch ein absolutes Nachtflugverbot von 22 - 6 Uhr
- Schaffung von rechtlich einklagbaren Grenzen der Belastung für die Bürgerinnen und Bürger
- Verursachergerechte Zuordnung von Kosten auf die Luftverkehrsindustrie; Stopp der Subventionen
- Verringerung der Flugbewegungen auf maximal 380.000/Jahr und der bestehenden Belastungen durch Fluglärm, Luftverschmutzung und Bodenverbrauch durch Flugverkehr im Rhein-Main-Gebiet
- Stilllegung der Landebahn Nordwest
BBI-PMs BBI Fraport AG FRA-Incentive-Programm