In Sachen der geplanten EU-Verordnung "Lärmbedingte Betriebsbeschränkungen an Flughäfen" gibt es positive Nachrichten: das Europäische Parlament hat in seiner heutigen Beratung umfangreiche Änderungen an dem umstrittenen Entwurf gefordert.
Eine erste Übersicht: Generell soll die Entscheidungshoheit über Betriebsbeschränkungen nicht bei der EU-Kommission liegen, sondern in den Ländern bleiben, die Kommission prüft lediglich die Einhaltung der Verordnung. Insbesondere soll die Kommission schon bestehende lokale Entscheidungen von Behörden oder Gerichten oder vertraglich vereinbarte Regelungen (Mediation etc.) nicht blockieren oder gar rückgängig machen können. Bei der Auswahl von lärmmindernden Maßnahmen sollen nicht nur die Kosteneffizienz, sondern auch gesundheitliche, soziale und andere wirtschaftliche Kriterien berücksichtigt werden. Für die Bewertung von Lärm werden europaweit einheitliche, transparente Kriterien gefordert, die Bewertung und Kontrolle soll bei unabhängigen Stellen liegen. Sehr viele weitere Stellen im Entwurf wurden auch verändert, eine genauere Analyse der vielen Details ist noch erforderlich.
Nach dem zu Anfang des Jahres von der EU-Kommission vorgelegten Entwurf war befürchtet worden, dass bestehende Betriebsbeschränkungen, wie das Frankfurter Nachtflugverbot, von der EU aufgehoben werden und neue Beschränkungen verhindert werden könnten (mehr hier). Besorgte Bürgerinnen und Bürger, Bürgerinitiativen und auch Politiker aus der Region haben daraufhin eine Protestkampagne gestartet und intensive Aufklärungsarbeit bei den Abgeordneten des EU-Parlaments geleistet, sodass der Entwurf gestoppt werden konnte und nun verbessert werden kann. Weitere Aufmerksamkeit ist trotzdem erforderlich, weil die Entwürfe immer noch in der Beratung sind und so auch "verschlimmbessert" werden könnte.
Genauere Angaben findet man in der Mitteilung des EU-Parlaments und (verständlicher) in der Pressemitteilung des Abgeordneten Michael Gahler (CDU). Wer ganz genau wissen will, wie die Entscheidung zu interpretieren ist, kann sich das Beschlussprotokoll der Sitzung ansehen (der Punkt findet sich ab Seite 107).
Das Europäische Parlament hat auch den EU-Vorschlag zur Liberalisierung der Bodenverkehrsdienste auf Flughäfen nicht gebilligt, er wandert nun zurück in die Ausschüsse zur weiteren Beratung. Mit einer weiteren Liberalisierung befürchtet man Lohndumping und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für die 20000 Beschäftigten in Deutschland und anderswo - kann man bei Fraport schon beobachten. Hierzu gibt es einige Sätze in der PM des Parlaments und eine Pressemitteilung von Gahler und eine Pressemitteilung der ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Flughäfen). Weiterhin wurde in der Sitzung über die Vergabe von Flugslots ausführlich debattiert.
Verbände fordern wirksamen Lärmschutz
Pressemitteilung vom 16.02.2004
Von: @BUND, BVS, BVF, DAL, VCD <2004-02-16>
Einen Rechtsanspruch auf Schutz vor gesundheitsgefährdendem Lärm fordern mehrere Verbände. Die bis zum Juli 2004 in deutsches Recht umzusetzende EU-Richtlinie zum Umgebungslärm müsse eine gesetzlich festgelegte Strategie zur Lärmminimierung und zum Schutz der Ruhe enthalten. Mehr»
Risiko Ticona: Das Verfahren der EU-Kommission
Informationen, Berichte und Kommentare
Von: @cf <2006-11-01>
Beim Planungsverfahren für den Flughafenausbau wurde nach Ansicht der EU-Kommission gegen die Seveso-Richtlinie verstoßen: es wurde nicht beachtet, dass die geplante Landebahn Nordwest zu nahe am Störfallbetrieb Ticona liegt. Deswegen hat die Kommission ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet. Mehr»
EU-Kommission verklagt Bundesregierung wegen Fluglärm
EU-Richtlinie über Betriebsbeschränkungen an Flughäfen bisher nicht umgesetzt
Von: @cf <2004-12-14>
Die EU-Kommission wird die Bundesregierung beim Europäischen Gerichtshof verklagen, weil diese die EU-Richtlinie über "Betriebsbeschränkungen an Flughäfen" bisher nicht in nationales Recht umgesetzt hat. Mehr»
EUGH: Grundrechte rechtfertigen Maßnahmen zum Lärmschutz an Flughäfen
Pressemitteilung des Gerichts der Europäischen Union vom 17.02.2011
Von: @Gerichtshof der Europäischen Union <2011-02-17>
Nach Ansicht des Generalanwalts Cruz Villalón können die Mitgliedstaaten Maßnahmen ergreifen, um in städtischen Gebieten in der Nähe von Flughäfen das Überschreiten von Grenzwerten für den Lärmpegel am Boden zu ahnden. Mehr»
EU-Kommission vermutet Verletzung der Seveso-Richtlinie
Bundesregierung zu Stellungnahme aufgefordert
Von: @cf <2003-11-25>
Die EU-Kommission hat auf die Beschwerde der FAG hin in einem Antwortschreiben die Bundesregierung zu einer Stellungnahme und der Lieferung weiterer Informationen aufgefordert. Der Brief gelangte jetzt in die Öffentlichkeit. Mehr»
RA Baumann: EuGH stärkt private Klagerechte im Umweltrecht
Pressemitteilung vom 07.011.2013
Von: @Baumann Rechtsanwälte <2013-11-07>
Nach dem Urteil des EUGH können künftig nicht nur die Umweltverbände, sondern auch Privatpersonen und Gemeinden vor Gericht die Fehlerhaftigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung geltend machen. Mehr»
EUGH stärkt Position der Bürger bei Klagen im Umweltrecht
Urteil des Europäischen Gerichtshofs AZ C-72/12vom 7.11.2013
Von: @cf <2013-11-10>
Der Europäische Gerichtshof hat in einem Urteil vom 07.11.2013 die Rechte privater Kläger im Umweltrecht gestärkt. Das Urteil hat weitreichende Auswirkungen auf Planungsverfahren mit UVP Mehr»
EU-Kommission hat angeblich keine Einwendungen gegen Flughafenausbau-Pläne
Risiko durch Nähe von Nordwestbahn und Chemiewerk Ticona offenbar kein Problem mehr
Von: @cf <2005-07-05>
Die EU-Kommission hat laut Presseberichten nichts gegen die Ausbaupläne für den Frankfurter Flughafen einzuwenden. Die Nähe der geplanten Landebahn Nordwest zum Chemiewerk Ticona, die Anlass einer EU-Beschwerde und einer Untersuchung der Störfallkommission war, scheint kein Problem mehr zu sein. Offenbar hat MP Koch die Kommission von seiner Auffassung überzeugt. Mehr»
Ticona-Klage gegen Flugrouten am 5. Oktober beim VGH Kassel
Für die Verhandlung sind Eintrittskarten nötig (siehe PM des VGH vom .....)
Von: @cf <2005-08-26>
Die Chemiewerk Ticona gegehn die aktuellen Flugrouten am Frankfurter Flughafen findet am 5. Oktober beim VGH Kassel statt. Es wird großer Andrang erwartet, Eintrittskarten erforderlich! Mehr»