Diese Seite wird momentan im vereinfachten Darstellungs- und Betriebsmodus präsentiert. Details >>
Pressemitteilung der Stiftung Mainzer Herz
Nachtfluglärm erhöht akut Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Neue bedenkliche Daten vom Züricher Flughafen
Von: @Stiftung Mainzer Herz <2020-11-30>
Zum ersten Mal hat eine Studie gezeigt, dass lauter Fluglärm in der Nacht innerhalb von zwei Stunden zum Herz-Kreislauf-Tod führen kann.

Zum ersten Mal hat eine Studie gezeigt, dass lauter Fluglärm in der Nacht innerhalb von zwei Stunden zum Herz-Kreislauf-Tod führen kann. Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) und Partner haben die Sterblichkeitsdaten mit der akuten nächtlichen Lärmbelastung um den Flughafen Zürich zwischen 2000 und 2015 verglichen. Die Ergebnisse der Studie wurden aktuell im renommierten European Heart Journal veröffentlicht.

Luftverschmutzung ist ein etablierter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD). Umweltlärm, der hauptsächlich in städtischen Gebieten mit Luftverschmutzung einhergeht, wurde bisher viel weniger beachtet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass allein die in Westeuropa verursachte Lärmbelastung bis zu 1,6 Millionen gesunde Lebensjahre pro Jahr kostet, hervorgerufen durch Schlafstörungen und Lärmbelästigung. Auch die „kardiovaskuläre Belastung“ durch Lärm ist erheblich. Für die Europäische Union wird geschätzt, dass Transportlärm zu 900.000 Fällen von Bluthochdruck, 43.000 Krankenhauseinweisungen und mehr als 10.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr im Zusammenhang mit koronarer Herzkrankheit und Schlaganfall führt.

Die meisten Studien über Verkehrslärm und Herz-Kreislauf-Sterblichkeit konzentrierten sich bisher auf die langfristige Lärmbelastung. Diese Studien zeigen auf, dass chronische Lärmbelastung ein Risikofaktor für die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit ist. Insgesamt können in Europa rund 48.000 Fälle von ischämischen Herzerkrankungen pro Jahr auf Lärmbelastung zurückgeführt werden, insbesondere auf Straßenverkehrslärm.

Die Studie des Swiss TPH zeigt zum ersten Mal, dass akuter nächtlicher Fluglärm innerhalb von zwei Stunden ab der Lärmbelastung einen Herz-Kreislauf-Tod auslösen kann. Die heute in der Fachzeitschrift European Heart Journal veröffentlichte Studie ergab, dass das Risiko eines Herz-Kreislauf-Todes bei einer nächtlichen Lärmbelastung zwischen 40 und 50 Dezibel um 33 Prozent und bei einer Belastung über 55 Dezibel um 44 Prozent steigt.

"Wir haben festgestellt, dass zwischen 2000 und 2015 bei ungefähr 800 von 25.000 Herz-Kreislauf-Todesfällen in der Nähe des Flughafens Zürich Fluglärm die Ursache war. Dies entspricht drei Prozent aller beobachteten Herz-Kreislauf-Todesfälle", sagt Martin Röösli, Korrespondenzautor der Studie und Leiter der Einheit "Environmental Exposures and Health" am Swiss TPH.

Gemäss Martin Röösli zeigen die Ergebnisse, dass Fluglärm ähnliche Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit haben kann wie Emotionen (zum Beispiel Wut oder Aufregung). "Die Ergebnisse überraschen nicht, denn wir wissen, dass eine Lärmbelastung in der Nacht Stress verursacht und den Schlaf beeinträchtigt", erklärt er. In ruhigen Gegenden mit wenig Eisenbahn- und Straßenverkehrslärm war die nächtliche Fluglärmwirkung stärker ausgeprägt. Dies war auch der Fall bei Menschen, die in älteren, weniger isolierten und damit lärmanfälligen Häusern wohnen.

Am Flughafen Zürich gilt ein Flugverbot zwischen 23.30 und 6.00 Uhr. "Auf Basis unserer Studienergebnisse können wir folgern, dass dieses nächtliche Flugverbot zusätzliche Herz-Kreislauf-Todesfälle verhindert", so Röösli.

Die Lärmbelastung wurde anhand einer Liste aller Flugzeugbewegungen beim Flughafen Zürich zwischen 2000 und 2015 und in Verbindung mit bereits vorhandenen Berechnungen der Fluglärmbelastung modelliert. Dabei berücksichtigt wurde der Flugzeugtyp, Flugroute sowie Tages- und Jahreszeit.

„Diese Studie muss Konsequenzen haben“, kommentiert der Kardiologe und Fluglärmforscher Prof. Dr. Thomas Münzel, der den Artikel der Schweizer Arbeitsgruppe im European Heart Journal kommentieren durfte. „Vorstellbar wäre, wie schon von Prof. Röösli angekündigt, ein Nachtflugverbot für die gesetzlich definierte Nacht von 22.00 – 6.00 Uhr, da nachweislich die plötzlichen Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Ereignissen nachts stattgefunden haben“ so Münzel, der gleichzeitig auch Vorstandsmitglied der Stiftung Mainzer Herz ist . Münzel fährt fort: „Man darf nicht vergessen, dass wir bei unseren Fluglärmuntersuchungen nachgewiesen haben, dass insbesondere der Nachtfluglärm für unser Herzkreislaufsystem besonders schädigend ist.“

Über die Studie

Saucy, A., Schäffer, B., Tangermann, L., Vienneau, D., Wunderli, J. M., Röösli, M. Does nighttime aircraft noise trigger mortality? A case-crossover study on 24,886 cardiovascual deaths. (2020) European Heart Journal. DOI: 10.1093/eurheartj/ehaa957

Weitere Studien zum Nachtfluglärm

  1. Kroller-Schon S, Daiber A, Steven S, Oelze M, Frenis K, Kalinovic S, Heimann A, Schmidt FP, Pinto A, Kvandova M, Vujacic-Mirski K, Filippou K, Dudek M, Bosmann M, Klein M, Bopp T, Hahad O, Wild PS, Frauenknecht K, Methner A, Schmidt ER, Rapp S, Mollnau H, Munzel T. Crucial role for No2 and sleep deprivation in aircraft noise-induced vascular and cerebral oxidative stress, inflammation, and gene regulation. Eur Heart J 2018;39(38):3528-3539.

  2. Munzel T, Daiber A, Steven S, Tran LP, Ullmann E, Kossmann S, Schmidt FP, Oelze M, Xia N, Li H, Pinto A, Wild P, Pies K, Schmidt ER, Rapp S, Kroller-Schon S. Effects of noise on vascular function, oxidative stress, and inflammation: mechanistic insight from studies in mice. Eur Heart J 2017;38(37):2838-2849.

  3. Schmidt F, Kolle K, Kreuder K, Schnorbus B, Wild P, Hechtner M, Binder H, Gori T, Munzel T. Nighttime aircraft noise impairs endothelial function and increases blood pressure in patients with or at high risk for coronary artery disease. Clin Res Cardiol 2015;104(1):23-30.

  4. Schmidt FP, Basner M, Kroger G, Weck S, Schnorbus B, Muttray A, Sariyar M, Binder H, Gori T, Warnholtz A, Munzel T. Effect of nighttime aircraft noise exposure on endothelial function and stress hormone release in healthy adults. Eur Heart J 2013;34(45):3508-14a.

Themen hierzuAssciated topics:

Herz-Kreislauf-Erkrankungen Erkrankungen durch Lärm Lärmwirkungs-Forschung Lärm durch Nachtflüge

Das könnte Sie auch interessierenFurther readings:
RMI-Veranstaltung "Neue Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung":
Zusammenhang zwischen Lärmbelastung und vermehrtem Auftreten eines Herzinfarktes: bisherige Ergebnisse und Ergebnis einer neuen Studie
Vortrag Dr.-Ing. Wolfgang Babisch, Umweltbundesamt, Berlin
Von: @RMI <2003-08-13>
   Mehr»
RMI-Veranstaltung "Neue Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung":
Neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Lärmbelastung und Bluthochdruck
Vortrag von PD Dr.-Ing. Christian Maschke, Berlin
Von: @RMI <2003-08-13>
   Mehr»
Gesund­heit­li­che Aus­wir­kun­gen von Flug­lärm
Übersichtsarbeit von Martin Kaltenbach, Christian Maschke, Rainer Klinke; veröffentlicht im Ärzteblatt
<2008-08-04>
Fluglärmbedingte Dauerschallpegel im Wohnumfeld außerhalb von Gebäuden von 60 dB(A) tagsüber und 45 dB(A) in der Nacht sind mit einer Zunahme von arterieller Hypertonie assoziiert, die bei zunehmendem Fluglärmpegel weiter ansteigt. Das zeigt eine Übersichtsarbeit von Martin Kaltenbach, Christian Maschke, Rainer Klinke, veröffentlicht im Ärzteblatt   Mehr»
Neue Beweise: Lärm macht krank!
Zusammenfassung der Studie des Robert Koch-Instituts im Internet
Von: @cf <2003-03-19>
   Mehr»
UBA: Chronischer Verkehrslärm erhöht das Herzinfarkt-Risiko
Pressemitteilung vom 10.03.2004
Von: @Umweltbundesamt (UBA) <2004-03-18>
Verkehrslärm und Arbeitslärm sind Risikofaktoren für den Herzinfarkt. Die "NaRoMi-Studie" des Umweltbundesamtes (UBA) untermauert einen Zusammenhang zwischen Straßenverkehrslärm und Herzinfarkt und kommt zu erschreckenden Ergebnissen.   Mehr»
NaRoMI-Studie (Noise and Risk of Myocardial Infarction)
Auswertung, Bewertung und vertiefende Analysen zum Verkehrslärm
Von: @UBA <2004-03-18>
   Mehr»
Studie von Prof. Greiser zeigt: Fluglärm macht krank!
Weltweit umfangreichste Studie wertet eine Million Daten aus
Von: @cf <2010-01-07>
Menschen, die Fluglärmbelastung ausgesetzt sind, haben ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies zeigt eine neue Studie des Bremer Wissenschaftlers Prof. Greiser. Originalstudie jetzt verfügbar!   Mehr»
Neue Beweise: Lärm macht krank!
Neue UBA-Studie bestätigt Zusammenhang zwischen Straßenverkehrslärm und Krankheitshäufigkeit
Von: @(Umweltbundesamt) <2003-03-03>
Menschen aus stark mit Verkehrslärm belasteten Wohngebieten leiden häufiger an Bluthochdruck, besonders wenn sie bei offenem Fenster schlafen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Robert-Koch-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamts, an der über 1700 Menschen teilnahmen.    Mehr»
Nächtlicher Lärm erhöht Risiko für Bluthochdruck
In der Studie "Spandauer Gesundheitssurvey" wurde Zusammenhang nachgewiesen
Von: @PD Dr.-Ing. Christian Maschke u.a. <2003-08-10>
Nächtlicher Lärm wirkt sich in erheblichem Maße auf die Gesundheit aus. Dies wurde im Rahmen der Langzeitstudie "Spandauer Gesundheitssurvey" bestätigt. Das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken, steigt bereits ab einem Dauerschallpegel von 50 dB(A) vor dem Schlafzimmerfenster deutlich an. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie finden Sie hier.   Mehr»
   Mehr»
Neue Studie: Nächtlicher Fluglärm macht krank!
Deutliche Risiko-Erhöhung für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten
Von: @cf <2006-11-20>
Nächtlicher Fluglärm (besonders in der zweiten Nachthälfte) erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten deutlich. Dies ergab eine neue Studie von Prof. Greiser am Flughafen Köln-Bonn.   Mehr»
UBA: Nächtlicher Fluglärm kann krank machen
Studie zeigt: Nachtflugbetrieb stört gesundheitliches Wohlbefinden (PM vom 22.02.2007)
Von: @Umweltbundesamt (UBA) <2007-02-22>
Nächtlicher Fluglärm führt dazu, dass die Betroffenen häufiger den Arzt aufsuchen und die Ärzte diesen mehr Medikamente verschreiben. Dies hat eine neue epidemiologischen Studie des Umweltbundesamtes ergeben.   Mehr»
Prof. Greiser: Vortrag "Fluglärm macht krank - das Ohr schläft nicht"
2 Pressemitteilungen zum Vortrag vom 24.08.2009
Von: @Ärzteinitiative für Ungestörten Schlaf <2009-08-24>
Am 24.8.2009 stellt Prof. Greiser in Siegburg seine neuen Studien zum Einfluss von nächtlichem Fluglärm auf die Gesundheit vor. Ergebnis: Fluglärm macht krank!   Mehr»
Nächtlicher Fluglärm: Er macht doch krank
Von: @Martin Kaltenbach, Christian Maschke Martin; Maschke, Christian <2011-12-02>
Die Datenlage verdichtet sich, dass Lärm zu vermehrtem Auftreten von Hypertonie, Herzinfarkt und Schlaganfall führt (Artikel im Ärzteblatt).    Mehr»
RMI: Planfeststellungsbeschluss zum Flughafenausbau endgültig?
Stellungnahme des RMI (PM vom 15. Januar 2009)
<2009-01-15>
Das Rhein-Main-Instituts hält eine Anpassung des Planfeststellungsbeschlusses zur Reduzierung des nächtlichen Fluglärms für geboten und rechtlich möglich. Die schädlichen Wirkungen des Nachtfluglärms für die Gesundheit sind nachgewiesen   Mehr»
Veranstaltung "Flughafen gesund, Region krank?" am 9. März 2010
Prof. Greiser kommt nach Rüsselsheim
Von: @Verein LAERM e.V <2010-03-02>
Welche Folgen hat der Fluglärm auf unsere Gesundheit? Am 9.3.2010 können Sie dazu in der Stadthalle Rüsselsheim mit Prof. Greiser und anderen Experten und Vertretern der Politik diskutieren.    Mehr»
Fluglärm und Gesundheit - Informationsveranstaltung in Groß-Gerau
Von: @Kreis Groß-Gerau <2010-04-22>
Bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung des Kreistags Groß-Gerau, der ZRM und der KAG wird Professor Greiser am Mittwoch, dem 5. Mai die Ergebnisse seiner Studien vorstellen.   Mehr»
Studie: Feinstaub gefährlicher als angenommen
Von: @cf <2014-01-26>
Eine EU-weite Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Feinstaubbelastung das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen schon unterhalb des EU-weiten Grenzwertes erhöht.   Mehr»
Mainzer Ärzte: Gesundheits­gefahren durch Fluglärm erneut belegt
Pressemitteilung vom 13.03.2014
Von: @Stiftung Mainzer Herz <2014-03-14>
Eine neue Publikation im European Heart Journal, in der die Ergebnisse aktueller Forschung zusammen­gefasst wurden, belegt eindrucks­voll die ausge­prägte Gesundheits­gefährdung durch Fluglärm.    Mehr»
Informationsabend "Fluglärm macht krank" in Hochheim
Von: @cf <2014-10-07>
Prof. Dr. Münzel stellt am 16.10.2014 seine neuen Forschungsergebnisse zu den gesundheit­lichen Auswirkungen von Fluglärm auf das Herz-Kreislauf­system vor.   Mehr»
Neue Studie beweist: Nacht­flug­lärm kann Gefäß­schä­den ver­ur­sa­chen
Pressemitteilung vom 03.07.2013
Von: @Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz <2013-07-03>
Eine neue Studie der Universitäts­medizin Mainz zeigt: Fluglärm kann zu Gefäß­funktions­störungen, erhöhtem Stress­hormon­spiegel und zu einer vermin­derten Schlaf­qualität mit drastischen Aus­wirkungen auf das Herz-Kreislauf-­System führen.   Mehr»
Vortrag: Fluglärm, ein neuer wichtiger Herzkreislauf - Risikofaktor
Von: @Initiative Zukunft Rhein-Main <2017-08-08>
Prof. Münzel wird am 5. September 2017 in Neu-Isenburg bei einer Gemeinschaftsv­eranstaltung der Initiative Zukunft Rhein-Main und der Stadt Neu-Isenburg einen Vortrag halten.   Mehr»
Pressemitteilung der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz:
Lärm macht das Herz krank: Lärmbelastung führt zur Überproduktion herzeigener Hormone und erhöht die Sterblichkeit
Von: @Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz <2020-04-23>
Eine aktuelle Studie des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz unterstreicht das Gefahrenpotential von Lärmbelastung und untersuchte deren krankmachenden Ursachen. Die Wissenschaftler identifizierten dabei ein herzeigenes Peptid als wichtigen Biomarker zur Diagnose lärmbedingter Herz-Kreislauf-Erkrankungen   Mehr»
Die Bildrechte werden in der Online-Version angegeben.For copyright notice look at the online version.

Bildrechte zu den in diese Datei eingebundenen Bild-Dateien:

Hinweise:
1. Die Bilder sind in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens (im Quelltext dieser Seite) angeordnet.
2. Beim Anklicken eines der nachfolgenden Bezeichnungen, wird das zugehörige Bild angezeigt.
3, Die Bildrechte-Liste wird normalerweise nicht mitgedruckt,
4. Bildname und Rechteinhaber sind jeweils im Dateinamen des Bildes enthalten.