Diese Seite wird momentan im vereinfachten Darstellungs- und Betriebsmodus präsentiert. Details >>
Fluglärm beeinträchtigt Leseleistung von Schulkindern
Von: @cf <2014-11-05>
Kinder in fluglärmbelasteten Gebieten lernen langsamer lesen als Kinder in ruhigen Gegenden. Dies ist ein Ergebnis des ersten Teils der großen Lärmwirkungsstudie NORAH, die gestern veröffentlicht wurde. Die Politik will schnell reagieren

Fluglärmbelastung beeinflusst die Leseleistung und auch die Lebensqualität von Kindern negativ. Dies ist das Ergebnis des ersten fertiggestellten Moduls der NORAH-Studie, die gestern auf einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. In der Studie wurden mehr als 1200 Zweitklässler aus unterschiedlich mit Fluglärm belasteten Schulen und Wohnorten bezüglich ihrer Lesefähigkeiten getestet und nach ihrer Lebensqualität befragt. Dabei zeigte sich eine statistisch signifikante Beziehung zwischen Fluglärmbelastung und Leseleistung: eine Zunahme des Lärms um 10 dB(A) ging mit einer Verschlechterung der Gesamtleistung im Lesetest einher, die einem Rückstand von etwa einem Monat entspricht. Auch die schulische und gesundheitliche Lebensqualität der Kinder mit hoher Fluglärmbelastung war etwas vermindert, außerdem nahmen sie mehr Medikamente ein als Kinder aus ruhigen Gegenden. Befragte Lehrer berichteten von erheblichen Störungen im Unterricht durch den Fluglärm.

Die jetzt veröffentlichte Kinder-Studie ist ein Teil der Lärmwirkungsstudie NORAH (Noise-Related Annoyance, Cognition and Health), der bisher umfangreichsten Studie zu den Wirkungen von Fluglärm, aber auch Schienen- und Straßenlärm, auf Gesundheit und Lebensqualität der betroffenen Menschen. Die mittlerweile fast 10 Mio. teure Studie wird überwiegend vom Land Hessen finanziert. Zwei weitere Module (Belästigung und Gesundheit) sollen im kommenden Jahr fertiggestellt werden.

Einen kurzen Überblick geben folgende Presse/Fernsehberichte:

Was hat die Studie im Detail ergeben?

Einen guten Überblick über alle Ergebnisse der Studie mit dem Namen "Wirkungen chronischer Fluglärmbelastung auf kognitive Leistungen und Lebensqualität bei Grundschulkindern" gibt die Zusammmenfassung des Ergebnisberichtes auf der NORAH-Webseite (etwa 5 Seiten und allgemein verständlich gehalten). Dort ist auch der komplette wissenschaftliche Ergebnisbericht zum Download verfügbar. Von der Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie gibt es ein Video. Wer sich genauer für NORAH interessiert, findet auf der Seite zahlreiche weitere Informationen, auch zu den noch ausstehenden Modulen.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie überraschen nicht. In den letzten Jahren hat es mehrere andere Studien mit ähnlicher Thematik gegeben (etwa "Munich Airport Study, "West London Schools Study", RANCH), die ebenfalls zu dem Schluss kamen, dass Fluglärm und auch Straßenverkehrslärm die Lernleistung von Kindern beeinträchtigen kann. Wer sich hier näher informieren will, findet jede Menge Material auf der Internetseite des Arbeitskreises Ärzte gegen Fluglärm. Es gibt dort sowohl kurze Zusammenfassungen der Studien als auch Links auf die Original-Dokumente.

Erste Reaktionen

Politik

Die Landesregierung begrüßte die Vorlage der Studie als "Erkenntnisfortschritt und Versachlichung der Fluglärmdebatte" und versprach, man wolle "das Übel an der Wurzel packen und weiter konsequent an der Reduzierung des Fluglärms arbeiten". Zudem wolle man prüfen, wie Kinder in besonders belasteten Gebieten unterstützt werden könnten, um die Benachteiligung auszugleichen. CDU und Grüne äußerten sich inhaltlich ähnlich, wobei die Grünen das Ergebnis der Studie etwas negativer bewerten als die CDU. Die SPD will die Ergebnisse scheinbar nicht recht glauben und hält genauere Auswertungen für erforderlich (z.B. darüber, welche anderen Faktoren die Lesekompetenz beeinflussen könnten). Eine parlamentarische Initiative wurde angekündigt. Die LINKE sieht sich in ihren Befürchtungen zu den schädlichen Auswirkungen des Fluglärms bestätigt und meint, die Studie gebe der Landesregierung jetzt eine Handhabe für eine Deckelung des Lärms.

Während die Politik schnellen Aktionsbedarf sieht, warnte der Vorsitzende des Forums Flughafen und Region Prof. Wörner vor "Schnellschüssen". Die zuständigen Gremien (also insbesondere das FFR) müssten jetzt diskutieren, welche Konsequenzen gezogen werden sollten. Auf der Webseite der TU Kaiserslautern (von dort kommen die Autoren der Studie) findet sich eine Pressemitteilung, die vom FFR stammen könnte.

Kommunen, Initiativen, Betroffene

Die Initiative Zukunft Rhein-Main (ZRM) zeigte sich nicht überrascht von den Ergebnissen der Studie und sieht sich in ihren Befürchtungen bestätigt. Die ZRM fordert nun Konsequenzen, wie verstärkte Anstrengungen zum Schutz vor Fluglärm auch am Tag und eine Lärmobergrenze für die Region. Der BUND sagte, es sei "nicht hinnehmbar, dass die Kinder zu den Opfern des Flughafenwachstums werden." Mehr Schallschutz an Schulen sei nicht ausreichend. Das Fluglärmgesetz schütze die Gesundheit der Bevölkerung nur sehr unzureichend und müsse dringend nachgebessert werden. Bürgerinitiativen ärgern sich über die Verharmlosung der Studienergebnisse durch die Luftverkehrswirtschaft und befürchten, dass sich der Fluglärm nicht nur auf die untersuchte Leseleistung negativ auswirkt, sondern auch auf andere schulische Leistungen (dies liegt nach den Aussagen der Lehrer über die Störung des Unterrichtes durch den Fluglärm nahe).

Der Vorsitzende der Fluglärmkommission Jühe forderte eine Verbesserung des Lärmschutzes und die Kompensation von Belastungen durch erhöhten Einsatz von Ressourcen an den Schulen (etwa durch mehr Personal oder besseren passiven Schallschutz).

Die Gegenseite

Fraport versuchte abzuwiegeln: die Wirkungen des Fluglärms auf die Lernleistung seien zwar messbar, aber gering, andere Effekte hätten größere Wirkung. Das Wohlbefinden von Kindern und Eltern in der Region würden als hoch eingeschätzt. Dennoch sei das Engagement von Fraport beim Lärmschutz wichtig und richtig. Der BDL (Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft) sagte, die Ergebnisse hätten die Basis für eine sachlich fundierte Diskussion zu den Auswirkungen von Lärm auf Zweitklässler geschaffen. Die Erkenntnisse der Studie könnten helfen, Lärmschutzmaßnahmen zielgerichtet einzusetzen, die Luftfahrtindustrie sei hier auf dem richtigen Weg. Die VHU (Vereinigung hessischer Unternehmerverbände) meinte, dass die Luftverkehrsunternehmen und die Hessische Landesregierung auf dem richtigen Weg beim Lärmschutz seien. Die Ergebnisse der Studie müssten jetzt in Ruhe ausgewertet werden.

Themen hierzuAssciated topics:

Lärmwirkungs-Forschung Kinder Schulunterricht, gestört durch Fluglärm NORAH-Studie

Das könnte Sie auch interessierenFurther readings:
RMI-Veranstaltung "Neue Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung":
Zusammenhang zwischen Lärmbelastung und vermehrtem Auftreten eines Herzinfarktes: bisherige Ergebnisse und Ergebnis einer neuen Studie
Vortrag Dr.-Ing. Wolfgang Babisch, Umweltbundesamt, Berlin
Von: @RMI <2003-08-13>
   Mehr»
RMI-Veranstaltung "Neue Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung":
Neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Lärmbelastung und Bluthochdruck
Vortrag von PD Dr.-Ing. Christian Maschke, Berlin
Von: @RMI <2003-08-13>
   Mehr»
RMI-Veranstaltung "Neue Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung":
Haben die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse juristische Konsequenzen ?
Von: @RMI <2003-08-13>
   Mehr»
Ärzte für Untersuchungen
Von: @EXTRABLATT <2001-10-02>
Im Grunde ist es kaum zu glauben: Mitten in der dicht besiedelten Rhein-Main-Region befindet sich einer der größten Flughäfen Europas - doch über die Auswirkungen des Flugverkehrs liegt bis heute keine umfassende Gesamtuntersuchung vor.   Mehr»
BVF: Thema Gesundheit und Fluglärm wird beim Erörterungstermin völlig unzureichend erfasst!
Pressemitteilung vom 19.04.2002
Von: @Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) <2002-04-19>
   Mehr»
Fraport "Synopse Lärmwirkungen"
Im Auftrag der Fraport erarbeitete Vorschläge zur Bewertung von Fluglärm
Von: @cf <2003-11-01>
   Mehr»
UBA: Chronischer Verkehrslärm erhöht das Herzinfarkt-Risiko
Pressemitteilung vom 10.03.2004
Von: @Umweltbundesamt (UBA) <2004-03-18>
Verkehrslärm und Arbeitslärm sind Risikofaktoren für den Herzinfarkt. Die "NaRoMi-Studie" des Umweltbundesamtes (UBA) untermauert einen Zusammenhang zwischen Straßenverkehrslärm und Herzinfarkt und kommt zu erschreckenden Ergebnissen.   Mehr»
NaRoMI-Studie (Noise and Risk of Myocardial Infarction)
Auswertung, Bewertung und vertiefende Analysen zum Verkehrslärm
Von: @UBA <2004-03-18>
   Mehr»
Neue Beweise: Lärm macht krank!
Neue UBA-Studie bestätigt Zusammenhang zwischen Straßenverkehrslärm und Krankheitshäufigkeit
Von: @(Umweltbundesamt) <2003-03-03>
Menschen aus stark mit Verkehrslärm belasteten Wohngebieten leiden häufiger an Bluthochdruck, besonders wenn sie bei offenem Fenster schlafen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Robert-Koch-Instituts im Auftrag des Umweltbundesamts, an der über 1700 Menschen teilnahmen.    Mehr»
DLR Projekt "Leiser Flugverkehr"
Links auf im Internet verfügbare Dokumente Stand September 2010
Von: @cf <2010-09-05>
   Mehr»
Fluglärm-Klage von 17 Klägern vor der Entscheidung
Pressemiteilung vom 11.07.2004
Von: @IAGL - Institut zur Abwehr von Gesundheitsgefahren durch Lärm e.V. <2004-07-11>
   Mehr»
Burnout-Syndrom entsteht durch Schlafstörungen
Fluglärm-Belastete aufgewacht !
Von: @cf <2004-11-27>
Für das Burnout-Syndrom ist in erster Linie nicht starker Stress verantwortlich, sondern ein gestörter Schlaf. Dies geht aus einer Studie des renommierten Karolinska-Instituts in Stockholm hervor. Mit einem Therapieprogramm zur Verbesserung des Schlafs konnte Patienten mit Erschöpfungszuständen geholfen werden.   Mehr»
BUND-Tagung zur Frage der Bewertung von (Nacht-)Fluglärm
Junk-Science?
... oder seriöse Wissenschaft?
Von: @(BUND Rheinland-Pfalz) <2004-12-01>
Allzu oft wird der Nachtfluglärm von den Verantwortlichen bagatellisiert. Anhand von Beispielen soll die Tagung des BUND am 18. Dezember die Zusammenhänge zwischen Entscheidungsträgern, Gerichten und Flugplatzbetreibern in Frankfurt und München aufzeigen.   Mehr»
Kritik an DLR-Studie zu Wirkungen des Nachtfluglärms
Ergebnisse könnten als Vorwand genommen werden, um geltende Lärmschutzstandards zu verschlechtern
Von: @cf <2004-12-21>
Heftige Kritik an der "DLR-Studie" zu den Auswirkungen des Nachtfluglärms wurde auf einer Fachtagung des BUND Rheinland-Pfalz geübt. Die Studie sei weder repräsentativ für die betroffene Bevölkerung, noch seien die angenommenen Aufweck-Wahrscheinlichkeiten korrekt, meinten Experten. Sollte die DLR-Studie als Maßstab genommen werden, könnte das sogar einen Rückfall hinter bestehende Lärmschutzstandards mit sich bringen.
   Mehr»
Nächtlicher Lärm erhöht Risiko für Bluthochdruck
In der Studie "Spandauer Gesundheitssurvey" wurde Zusammenhang nachgewiesen
Von: @PD Dr.-Ing. Christian Maschke u.a. <2003-08-10>
Nächtlicher Lärm wirkt sich in erheblichem Maße auf die Gesundheit aus. Dies wurde im Rahmen der Langzeitstudie "Spandauer Gesundheitssurvey" bestätigt. Das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken, steigt bereits ab einem Dauerschallpegel von 50 dB(A) vor dem Schlafzimmerfenster deutlich an. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie finden Sie hier.   Mehr»
Fluglärm und intellektuelle Leistungsfähigkeit von Kindern
Fachinformation des Rhein-Main-Instituts 01/2006
<2006-02-10>
Fluglärm beeinträchtigt die schulische Leistungsfähigkeit von Kindern deutlich stärker als bislang angenommen. Das belegen neue Untersuchungen aus vier Ländern der europäischen Union.   Mehr»
   Mehr»
Neue Studie: Nächtlicher Fluglärm macht krank!
Deutliche Risiko-Erhöhung für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten
Von: @cf <2006-11-20>
Nächtlicher Fluglärm (besonders in der zweiten Nachthälfte) erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten deutlich. Dies ergab eine neue Studie von Prof. Greiser am Flughafen Köln-Bonn.   Mehr»
UBA: Nächtlicher Fluglärm kann krank machen
Studie zeigt: Nachtflugbetrieb stört gesundheitliches Wohlbefinden (PM vom 22.02.2007)
Von: @Umweltbundesamt (UBA) <2007-02-22>
Nächtlicher Fluglärm führt dazu, dass die Betroffenen häufiger den Arzt aufsuchen und die Ärzte diesen mehr Medikamente verschreiben. Dies hat eine neue epidemiologischen Studie des Umweltbundesamtes ergeben.   Mehr»
Leben mit (Flug)Lärm - Neue Erkenntnisse der Lärmwirkungsforschung
Mit Prof. Peter Lercher, Universität Innsbruck
Von: @Stadt Mainz, ZRM <2008-05-28>
Am Mittwoch, den 28. Mai 2008 stellt Prof. Dr. med. Peter Lercher von der medizinischen Universität Insbruck, die neuesten Ergebnisse der Lärmwirkungsforschung vor.   Mehr»
Prof. Greiser: Vortrag "Fluglärm macht krank - das Ohr schläft nicht"
2 Pressemitteilungen zum Vortrag vom 24.08.2009
Von: @Ärzteinitiative für Ungestörten Schlaf <2009-08-24>
Am 24.8.2009 stellt Prof. Greiser in Siegburg seine neuen Studien zum Einfluss von nächtlichem Fluglärm auf die Gesundheit vor. Ergebnis: Fluglärm macht krank!   Mehr»
Studie von Prof. Greiser zeigt: Fluglärm macht krank!
Weltweit umfangreichste Studie wertet eine Million Daten aus
Von: @cf <2010-01-07>
Menschen, die Fluglärmbelastung ausgesetzt sind, haben ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies zeigt eine neue Studie des Bremer Wissenschaftlers Prof. Greiser. Originalstudie jetzt verfügbar!   Mehr»
UBA: Fluglärm macht krank
Pressemitteilung vom 27.02.2010
Von: @Umweltbundesamt (UBA) <2010-03-01>
Die neue Studie von Prof. Greiser am Flughafen Köln/Bonn zeigt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen durch Nachtfluglärm. Das Umweltbundesamt hat die Studie jetzt offiziell veröffentlicht    Mehr»
Die Bildrechte werden in der Online-Version angegeben.For copyright notice look at the online version.

Bildrechte zu den in diese Datei eingebundenen Bild-Dateien:

Hinweise:
1. Die Bilder sind in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens (im Quelltext dieser Seite) angeordnet.
2. Beim Anklicken eines der nachfolgenden Bezeichnungen, wird das zugehörige Bild angezeigt.
3, Die Bildrechte-Liste wird normalerweise nicht mitgedruckt,
4. Bildname und Rechteinhaber sind jeweils im Dateinamen des Bildes enthalten.