Wo sind die Flugzeuge genau geflogen? Wie laut waren sie? Welches Flugzeug hat mich gestern nacht aufgeweckt?
Während es noch vor zehn Jahren gar nicht so einfach war, auf solche Fragen eine brauchbare Antwort zu bekommen, bieten heute verschiedene Stellen Informationen dazu an - ein positives Resultat der Ausbau-Debatte und von kritischen Nachfragen von Bürgerinnen und Bürgern. Vor allem die Initiative des Deutschen Fluglärmdienstes, die Messung und Berechnung der gewünschten Daten über den Fluglärm selbst in die Hand zu nehmen, hat die Landschaft verändert, weit über den Flughafen Frankfurt hinaus. Wir geben Ihnen einen Überblick darüber, welche Informationen sie wo finden.
Deutscher Fluglärmdienst: Fluglärminfo von Bürgern für Bürger |
Der Deutsche Fluglärmdienst (DFLD) ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, umfassende Informationen über den Fluglärm zu sammeln, aufzubereiten und der Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung zu stellen. Kommunen und Privatpersonen können sich mit eigenen Mess-Stationen ins DFLD-Netz einklinken. Im Rhein-Main-Gebiet gibt es derzeit etwa 100 aktive Stationen, davon 23 kommunale. Auch an vielen anderen Flughäfen ist der DFLD vertreten, europaweit sind es über 600 Stationen (siehe Karte). Der Verein ist unabhängig von Landesregierung, Fraport, DFS usw., deshalb können die Bürger hier maximale Objektivität erwarten.
Auf den Internetseiten finden Sie alle Messwerte der angeschlossenen Stationen (als Grafik in verschiedenen Detailstufen), zahlreiche Statistiken und ein Archiv der Flugspuren ("Radarspuren") für jeden Tag. Die Daten sind über lange Zeiträume rückwirkend verfügbar. Auch eine Realzeit-Darstellung des aktuellen Flugverkehrs ("DFLD-Radar") wird seit Juni 2011 angeboten, worin auch Überflüge von Flugzeugen enthalten sind, die nicht in Frankfurt starten und landen. Das Informationsangebot wird ständig weiter ausgebaut und verbessert und lässt mittlerweile kaum noch Wünsche offen. Deshalb ist der DFLD die optimale Anlaufstelle für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Mehr:
Fluglärminfo beim "Forum Flughafen und Region" |
Sie wollen die Flugzeuge "live" verfolgen und die Lärmdaten der Fraport-Messstationen betrachten? Das können Sie seit März 2011 auf dem Fluglärmportal des "Umwelt- und Nachbarschaftshauses (UNH)", angesiedelt beim "Forum Flughafen und Region". Das Fluglärm-Monitoring-Portal des FFR ist das neue "offizielle" Informationsangebot für die Bürger zum Fluglärm.
Kernstück der Fluglärminformationen ist die Applikation INAA, die den Flugbetrieb im Bereich des Frankfurter Flughafens und die Daten der Lärmmessstationen "live" (mit Verzögerung) als Grafik auf dem Bildschirm wiedergeben und zu den einzelnen Flügen zusätzliche Informationen anzeigen kann. Der Betrieb kann auch, wie bei einem Videorekorder, über zurückliegende Zeiträume in verschiedenen Geschwindigkeiten wiedergegeben werden. Zuzusehen ist informativ und unterhaltsam. Die Daten sind allerdings flüchtig, Rohdaten (Messwerte) und Berechnungen wie beim DFLD werden nicht angeboten.
Daneben gibt es noch kleinere Applikationen, z.B. die Simulation der Lärmausbreitung für einen beispielhaften Flug ("Noise-Footprint"), die Betriebsrichtungsvoraussage und seit neuestem eine grafische Darstellung der Lärmpausenregelung (früher: DROPS, wechselnde Bahnnutzung zwischen 23:00 und 05:00 Uhr) Weiterhin findet man Karten mit Fluglärmkonturen für die Jahre ab 2007 und eine Prognose für 2020. Die Fluglärminformationen wurden in den letzten Jahren deutlich umgestaltet, wer sie länger nicht angesehen hat, muss sich umgewöhnen.
- Fluglärminfo beim Forum Flughafen und Region (Stand 2015)
- Überblick-Seite zum Fluglärm-Monitoring beim FFR
Fluglärminfo beim Flughafenbetreiber Fraport |
Bei Fraport finden Sie unter dem Punkt "Infoservice Fluglärm" die amtlichen Fluglärmmessungen nach Fluglärmgesetz, einige Statistiken zum Betrieb, Ankündigungen z.B. von Vermessungsflügen oder Bahnsperrungen und allgemeine Informationen. Besonders interessant ist das Anfang 2012 in Betrieb genommene System Fraport Noise Monitoring" (FRA.NoM), dass die Flugverläufe und gleichzeitig die Messwerte aller Fraport-Messstationen in Near-Realtime (2 Stunden verzögert) auf eine Karte projiziert darstellt. Zurückliegende Zeiträume sind im Archiv-Modus (mit etwa 4 Tagen Verzögerung) verfügbar, sie können wie ein Video abgespielt werden. Es werden dann die verifizierten "amtlichen" Messwerte der festgestellten Überflugereignisse angezeigt.
Bei den Statistiken ist besonders die Statistik der Flugroutennutzung (mit Zahlen der Flüge auf jeder Flugroute pro Monat) und die Betriebsrichtungsverteilung (pro Tag) von Interesse. Damit kann man auch an Orten ohne Messstation die durchschnittliche Zahl der Überflüge pro Betriebstag abschätzen. Die Daten sind inzwischen relativ zeitnah verfügbar. Auch Karten mit den aktuellen Flugrouten (mit deren offiziellen Namen) finden Sie bei Fraport.
- Fluglärm-Info im Internet: die "offiziellen" Daten bei Fraport
- Direkt zum Fraport Infoservice Fluglärm
- Direkt zum "Fraport Noise Monitoring (FRA.NoM)
Radarspuren bei der DFS |
Lange Zeit war die Deutsche Flugsicherung (DFS) die einzige Quelle für Flugspuren. Die Applikation "Stanley track" der DFS bietet auch weiterhin eine um 15 Minuten verzögerte Darstellung der aktuellen Flugspuren. Auch die Original-Radarspuren für zurückliegende Zeiträume können dargestellt werden, allerdings nur für etwa 2 Wochen. Durch die Konkurrenzangebote beim Umwelthaus und beim DFLD, die mehr Komfort und Funktionen bieten, hat die Darstellung der DFS an Bedeutung verloren. Mehr:
Fluglärmkarten |
Lärmkonturenkarten geben Bereiche mit einem bestimmten Dauerschallpegel wieder. Die Lärmzonen sind auf diesen Karten in verschiedenen Farben dargestellt, meist in Abstufungen von 5 dB(A). Die Lärmwerte in den Lärmkonturenkarten sind nicht gemessen, sondern berechnet. Es ist dabei von Bedeutung, wie die Berechnung erfolgt. "Offizielle" Lärmkarten für Fluglärm werden nach den Vorschriften des Fluglärmgesetzes berechnet. Dabei ist der Dauerschallpegel gemittelt über die 6 verkehrsreichsten Monate angegeben.
Das Regionale Dialogforum hat zum Planfeststellungsverfahren vor Jahren Karten mit Berechnungen der Lärmbereiche für 2005 und eine Prognose für den Ausbau mit einer Nordwestbahn für 2020 (ca. 700 000 Flugbewegungen) erstellt. Basis sind die Daten, die auch im Planfeststellungsverfahren verwendet wurden. Sehr positiv: diese Lärmkarten wurden für Ost- und West- Betriebsrichtung getrennt berechnet. Dies ist besonders wichtig für BürgerInnen, die nur oder vorwiegend bei einer der beiden Betriebsrichtungen von Fluglärm betroffen sind: sie können hier sehen, wie laut es an den Tagen ist, an denen tatsächlich über ihren Köpfen geflogen wird. Nach dem neuen Fluglärmgesetz ist eine nach Betriebsrichtung getrennte Betrachtung nicht mehr vorgesehen, deshalb ist zu befürchten, dass solche Lärmkarten irgendwann verschwinden. "Offiziell" sind die RDF-Karten nicht mehr zu finden, ein "Backup" befindet sich beim DFLD.
Eine neuere Version der Karten findet man seit dem Frühjahr 2011 beim "Umwelthaus" des "Forum Flughafen und Region". Sie sind nach dem neuen Fluglärmgesetz (AZB 08) berechnet und geben den Dauerschallpegel für die verkehrsreichsten 6 Monate an, jeweils für den Tag (6-22 Uhr) und die Nacht (22-6 Uhr). Verfügbar sind die Karten ab 2007 bis zum Vorjahr des aktuellen Jahres (zur Zeit 2014). Auch eine Prognose für 2020 ist vorhanden, die noch nach Betriebsrichtungen unterscheidet. Die Karten stehen nicht mehr als PDF-Dateien zur Verfügung, sondern werden mit dem Programm "Cadenza" dargestellt. Die Bedienung ist gewöhnungsbedürftig und erfordert etwas Geduld, dafür gibt es mehr Funktionalität als bei einer statischen Karte. deshalb sollte man beim ersten Mal die Einführung lesen.
Die "Initiative Zukunft Rhein-Main (ZRM) hat gemeinsam mit dem Deutschen Fluglärmdienst in einem Projekt "Kommunales Fluglärmmonoring" innovative Lärmkarten erstellen lassen, die im Herbst 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Bei diesen Lärmkarten ist die Grundlage der Berechnungen nicht mehr ein theoretisches Modell der Flugbewegungen, sondern die tatsächlich geflogenen Flugspuren, die der DFLD liefern kann (die Berechnung erfolgt wie bisher nach dem Fluglärmgesetz). Durch die neue Datengrundlage wird nicht nur die Realität besser erfasst. Es kann auch das Gebiet, für das der Fluglärm berechnet wird, deutlich größer gewählt werden als bei der offiziellen Berechnung, die bei 25 km Entfernung zum Flughafen endet. Außerdem wurden in dem Projekt erstmals sehr genaue Lärmkarten für die beteiligten Kommunen (im Raster 100 x 100 Meter) berechnet. Übersichtskarten für die Region und Detailkarten für die Mitgliedskommunen der ZRM sind auf der Homepage der ZRM verfügbar.
Auch die Karten, die die Lärmschutzbereiche darstellen, in denen man nach dem Fluglärmgesetz Anspruch auf passiven Schallschutz hat, gehören zu den Lärmkonturenkarten. Man findet sie beim Wirtschaftsministerium.
- Fluglärmkonturen-Karten beim Umwelthaus (Startseite)
- "Alte" RDF-Karten in modifizierter Form beim DFLD
- ZRM Fluglärmkarten (Kommunales Lärmmonitoring)
- Lärmschutzverordnung des HMVWL mit Karten der Lärmschutzbereiche
Dezibel? Dauerschallpegel? Was ist das? |
Dezibel? Dauerschallpegel? Was ist das eigentlich genau? Bei der Bürgerinitive Dietzenbach werden Bedeutung und Tücken der Begriffe leicht verständlich erklärt. Mehr:
- Vorsicht, Dezibel!
Erkennen Sie die Fallstricke bei den Angaben der Lärmwerte - Vorsicht, Dauerschallpegel!
Angaben richtig interpretieren
Fluglärm-Überwachung Fluglärm Lärm-Messungen Deutscher Fluglärmdienst (DFLD) Flugrouten