Vertrauen der Kommunen erschüttert
Es war einmal ein hessischer Ministerpräsident, der verkündete in einer Regierungserklärung, dass die flächenmäßige Expansion des Flughafens mit dem Bau der Startbahn West ein Ende habe. Ja, er ging sogar noch weiter und versprach, dass kein weiterer Baum für den Flughafen fallen werde. Was wie ein Märchen aus uralten Zeiten anmutet, ist in Wirklichkeit gerade einmal 22 Jahre her.
Durch die aktuellen Pläne sind über 500 Hektar Wald bedroht, und das in einer Region, in der es kaum noch zusammenhängende Waldflächen gibt. Gerechtfertigt wird der ökologische Frevel damals wie heute mit dem Verweis auf die Arbeitsplätze, die ein Ausbau bringen werde. Der Flughafen als „Job-Maschine“, als Arbeitgeber der früheren „Opelaner“ - diese und ähnliche Titulierungen werden von den Ausbaubefürwortern gerne im Mund geführt.
Unbestritten ist, dass der Flughafen einen Wirtschaftsfaktor in der Region darstellt. Die von einer Erweiterung ausgehenden „Segnungen“ werden aber regelmäßig überschätzt. Hierzu nur zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: 1993 prognostizierte die damalige FAG (heute Fraport AG) bei einer Erhöhung der Flughafenkapazität auf den heutigen Stand rund 50.000 neue Arbeitsplätze. Tatsächlich waren im Jahr 2000 bei 460.000 Flugbewegungen aber nur 8.000 Menschen mehr beschäftigt. Noch schlechter sieht die Bilanz für die Cargo City Süd aus, deren Ausbau 6.000 neue Arbeitsplätze schaffen sollte. Bis zum Jahr 2000 wurden indes lediglich 528 neue Arbeitsplätze gezählt.
Ein wundersamer Schwund bei den versprochenen Arbeitsplätzen lässt sich auch beim gegenwärtig angestrebten Flughafenausbau beobachten. Sprach der Mediationsbericht noch von 57.000 neuen Stellen, so blieb in den Raumordnungsunterlagen nur noch ein knappes Drittel, nämlich 18.000, übrig. Setzt sich dieser Trend fort, darf man gespannt sein, wie viele Arbeitsplätze die Fraport AG in den Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren noch anbietet. Werden auch die Stellen einbezogen, die durch den Ausbau gefährdet sind oder - wie im Falle des Caltex-Geländes bei Raunheim - erst gar nicht entstehen können, reduziert sich diese Zahl ein weiteres Mal.
Dass das Vertrauen der Anrainer-Kommunen in die Fraport AG nachhaltig erschüttert ist, verwundert bei dieser Vorgeschichte nicht mehr!
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Pressemitteilung vom 23.02.2006