28.000 Kurzstreckenflüge am Frankfurter Flughafen müssten nicht sein. Die drei Millionen Passagiere könnten sofort die Bahn nutzen und ohne Komfortverzicht binnen vier Stunden ihr Ziel erreichen. Das gesamte Verlagerungspotenzial liegt sogar bei einem Fünftel aller Flugbewegungen.
Diese Zahlen sind das Ergebnis der Studie »Kurzstreckenflüge auf die Schiene«, die der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Auftrag gegeben hat. Grundlage für die Untersuchungen ist der Flugplan aus dem Jahr 2013. Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass die Volkswirtschaft durch die Verlagerung von Kurzstrecken - flügen auf die Schiene 60 Millionen Euro pro Jahr einsparen würde.
Die »Initiative Zukunft Rhein-Main« (ZRM) sieht in der Studie eine nachdrückliche Handlungsaufforderung an die hessische Landesregierung. »Mit intelligenten Lösungen lässt sich der Bau des Terminals 3 verhindern «, erklären die Mainzer Umweltdezernentin Katrin Eder und der Groß-Gerauer Landrat Thomas Will. »Statt den Interessen der Luftverkehrsindustrie nachzugeben, müssen alle Beteiligten an einen Tisch geholt und integrierte Verkehrskonzepte entwickelt werden.«
Der BUND fordert auch die Bundesregierung auf, ihre Luftverkehrspolitik auf die Kooperation von Fluggesellschaften, Flughäfen und Bahn und das Verlagerungsziel auszurichten. Alleine die 28.000 Flüge auf den sechs in der Studie untersuchten Strecken von Frankfurt nach Düsseldorf, Basel, München, Brüssel, Hamburg und Berlin bedeuten eine Reduzierung der 472.692 Flugbewegungen um sechs Prozent.
Damit nicht genug: Mit Fahrplan- und Kapazitätsanpassungen der Bahn könnten laut BUND auf den sechs untersuchten Verbindungen sogar über fünf Millionen Fluggäste auf die Schiene wechseln, so dass auf fast 50.000 Flüge verzichtet werden könnte – und die Bahn wäre besser ausgelastet. Derzeit bleiben dort 6,3 Millionen Sitzplätze im Jahr frei.
Bereits dieses Verlagerungspotenzial würde der Studie zufolge für den größten deutschen Flughafen eine Reduktion der Flugbewegungen um über zehn Prozent bedeuten. Werden weitere Flugstrecken, zum Beispiel zwischen Nürnberg, Hannover, Leipzig, Luxemburg, Paris und Frankfurt einbezogen, ergibt sich ein Verlagerungspotenzial von 108.000 Flügen und 9,6 Millionen Passagieren – das entspricht einer Größenordnung von einem Fünftel aller Flugbewegungen am Frankfurter Flughafen. Die ZRM-Sprecher Eder und Will kommen zu dem Fazit: »Die Studie unterstreicht einmal mehr, dass es der Fraport vor allem um wirtschaftliche Interessen geht und nicht darum, den tatsächlichen Bedarf an Flugverbindungen abzudecken.«
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Unser Standpunkt: Ja zur Wirtschaftsregion Rhein-Main - Nein zum Flughafenausbau !
Argumente der Ausbaubefürworter kritisch hinterfragt.