Pressemitteilung Stadt Raunheim vom 09.09.2010
In den letzten Wochen äußern sich einzelne Kommunen und Bürgerinitiativen kritisch zu den vom Forum Flughafen und Region erarbeiteten Fluglärmminderungsmaßnahmen.
Von "alter Hut" bis "unzulässige Lärmverteilung" reicht die Kritik an dem von Experten zusammengestellten ersten Maßnahmenpaket. Interessanterweise werden aber bislang überhaupt keine Alternativen zu dem vorgeschlagenen Vorgehen unterbreitet.
Offensichtlich setzt ein Teil der Kritiker noch immer darauf, dass der Flughafenausbau auf dem Klageweg verhindert werden kann. Diese Position ist zwar ehrenwert, beweist allerdings wenig Verantwortungsbewusstsein für den Fall, dass man vor Gericht scheitert. Leidtragende wären dann die stark von Fluglärm betroffenen Menschen, weil ihnen überhaupt keine Perspektive in Richtung Lärmminimierung mehr aufgezeigt werden kann.
Ein anderer Teil der Kritiker befürwortet zwar den Ausbau, wünscht aber die ausbaubedingte Zunahme des Lärms ausschließlich in den Teilen der Region, die heute schon extrem von Fluglärm belastet sind. Diese letztlich arrogante Haltung erkennt offensichtlich Menschen erster und zweiter Klasse: Einerseits diejenigen, die vor jeglicher Zunahme von Lärm zu schützen sind und andererseits jene, denen im öffentlichen Interesse an Mobilität unbegrenzt mehr Lärm zugemutet werden soll.
Es wird nun endlich Zeit, alle taktischen Spielchen im Zusammenhang mit der politischen Positionierung zum Flughafenausbau aufzugeben. Tatsache ist, dass der Flugverkehr im Zeitalter der Globalisierung weiter zunehmen wird. Geschäftsbeziehungen unterliegen immer stärker der Anforderung, lange Strecken in kürzest möglicher Zeit zu bewältigen. Das gilt insbesondere für die Handelsbeziehungen zu dem sich fortwährend stärker entwickelnden Wirtschaftszentrum in Ostasien.
Alles darauf zu setzen, den Flughafenausbau noch stoppen oder den Flugverkehr nachhaltig begrenzen zu können, wird sich als schwerwiegender strategischer Fehler erweisen. Der nunmehr über das Forum Flughafen und Region vereinbarte Weg, nämlich fortwährend technische und flugbetriebliche Mittel zum Zwecke der Fluglärmminderung konsequent zu ermitteln und umzusetzen, ist alternativlos.
Es erscheint zudem gefährlich, die aktiven Schallschutzmaßnahmen des Forumpakets aus prozesstaktischen Gründen oder aufgrund bestehender Grundhaltungen zur Flughafenentwicklung abzulehnen. Wenn sich nämlich jetzt sogar relevant von Fluglärm betroffene Kommunen gegen den eingeschlagenen Weg positionieren, dann werden sowohl der Deutschen Flugsicherung als auch der Fraport und den Fluggesellschaften die Motivation genommen, weitere Maßnahmen aufwändig zu bestimmen und umzusetzen.
Faktisch würde das bedeuten, dass auf absehbare Zeit keine neue Initiative zur systematischen Fluglärmminderung mehr zustande kommt. Denn eines muss allen Beteiligten klar sein, weder besteht eine gesetzliche Pflicht zur Entwicklung lärmarmer Verfahren und technischer Modifikationen am Fluggerät noch wird diese in naher Zukunft zu erwarten sein.
Schließlich ist festzustellen, dass das Gesamtkonzept des Maßnahmenpakets nicht zu beanstanden ist. Selbst die gelegentlich kritisierte Lärmverteilungsmethodik ist bei näherer Betrachtung ein längst etabliertes Mittel. Der größte Teil der Bürgermeister, die sich jetzt gegen ergänzende Flugroutenführungen zur Entlastung extrem verlärmter Wohngebiete aussprechen, hat in den letzten Jahrzehnten selbst Straßenverkehr aus den Innenstädten auf Umgehungsstraßen am Rande der jeweiligen Kommunen verlagert. Damit wurden Tausende entlastet - und Hunderte neu belastet.
Forum Flughafen und Region (FFR) Anti-Lärm-Pakt