Manche schlechte Zeugnisnote ist nicht von den Kindern, Eltern oder Lehrern zu verantworten, sondern eine Folge des Fluglärms. Studien belegen: Fluglärm beeinträchtigt die Lesefähigkeit und das Gedächtnis und führt zu erhöhtem Blutdruck.

"Wir schützen unsere Kinder vor asbestverseuchten Schulen, Weichmachern im Plastikspielzeug oder Acrylamid in Pommes frites, doch die viel größere Gesundheitsbedrohung durch Fluglärm wird nicht ernst genommen", warnt der Frankfurter Internist Professor Ernst Scheuermann. Dabei kommt vor allem der Ruhe in der Nacht besondere Bedeutung zu. Ausreichender und gesunder Schlaf ist eine Grundvoraussetzung für die normale und gesunde Entwicklung der Kinder. Je nach Alter des Kindes muss eine ungestörte Schlafenszeit von bis zu zehn Stunden gewährleistet bleiben.

In einer Studie mit 2800 Kindern aus der Nachbarschaft der Flughäfen London-Heathrow, Amsterdam-Schiphol und dem spanischen Barajas wurde ein Zusammenhang zwischen nächtlichem Fluglärm und erhöhtem Blutdruck erkannt. Das Alter, in dem Schulanfänger lesen konnten, lag um bis zu zwei Monate höher als bei Kinder aus ruhigen Gegenden. Auch das Erinnerungsvermögen leidet nachweislich unter dem Fluglärm.

Kinder sind empfindlicher

Kinder sind bezüglich der Lärmwirkung keinesfalls als kleine Erwachsene anzusehen. "Kinder reagieren empfindlicher auf Lärm, weil Lärm das Lernen behindert, weil ihre Kommunikationsprobleme noch größer sind und weil Kinder noch nicht über die Anpassungsfähigkeit von Erwachsenen verfügen", erklärt der Berliner Ingenieur und Experte für Lärmmedizin Dr. Christian Maschke. Fluglärm bedeutet Stress, mindert die Lebensqualität, verzögert die Entwicklung von Kindern und kann sie krank machen.

Beim Spielen gestört

"Fluglärm führt dazu, dass die Kinder ihre Gespräche unterbrechen oder abgelenkt und aus ihrem Spiel herausgerissen werden", berichtet Marita Stemmel, langjährige Leiterin einer Ginsheimer Kindertagesstätte. "Der Schutz der Kinder ist bei der Diskussion über die Folgen der neuen Landebahn nicht ausreichend berücksichtigt worden", kritisiert Landrat Thomas Will, einer der drei Sprecher der Initiative Zukunft-Rhein- Main (ZRM), einem Zusammenschluss von Kommunen, Landkreisen und Initiativen, die sich gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens zur Wehr setzen.

Ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr ist das Mindeste, denn gerade Kinder brauchen darüber hinaus auch Ruhe in den Tagesrandzeiten beim Ausschlafen und Einschlafen, sagt Will. "Wir müssen alles unternehmen, um Fluglärm zu vermeiden und die Belastung so gering wie möglich zu halten - damit die Kinder gesund aufwachsen."