Pressemitteilung Fluglärmschutzkommission Frankfurt vom 04. Oktober 2016
Seit fünf Jahrzehnten engagieren sich die Mitglieder der Fluglärmkommission Frankfurt gemeinsam für mehr Fluglärmschutz im Rhein-Main-Gebiet. Anlass für die Gründung der Kommission am 3. Oktober 1966 war der drastische Anstieg des Fluglärms mit Beginn des Düsenjet-Zeitalters Anfang der 1960er Jahre. Die neuen Triebwerke verkürzten zwar die Flugzeit um etwa die Hälfte, bescherten den Nachbarkommunen des Frankfurter Flughafens aber Geräusche in bisher nicht gekannter Frequenz und Intensität.
Zwar gehören Einzelschallereignisse von mehr als 100 Dezibel heute glücklicherweise der Vergangenheit an. Allerdings hat sich auch die Anzahl der Flugbewegungen seit 1960 von 85.000 auf heute 460.000 mehr als verfünffacht. Mit dem aktuellen Planfeststellungsbeschluss ist zudem ein weiteres Wachstum am Flughafen Frankfurt bereits genehmigt. "Die Minderungen, die dadurch entstanden sind, dass in den letzten Jahrzehnten immer leisere Flugzeuge entwickelt und eingesetzt wurden, wurden durch immer höhere Flugbewegungszahlen wieder aufgezehrt. Insgesamt stieg die Fluglärmbelastung hierdurch immer weiter an. Für die Zukunft brauchen wir deshalb eine Lärmobergrenze, um den Menschen in der Region eine Perspektive im Hinblick auf die zu erwartende Lärmentwicklung an ihrem Wohnort zu geben. Der in der vergangenen Woche vom Hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister vorgelegte Entwurf für eine Begrenzung des Fluglärms zeichnet sich durch Kreativität und Mut aus und ermöglicht dabei die weitere Entwicklung des Flughafens. Die Fluglärmkommission Frankfurt wird die Verhandlungen um eine freiwillige Einigung zu einer Lärmobergrenze konstruktiv begleiten. Wir müssen diese vielleicht einmalige historische Chance für die Etablierung einer Lärmobergrenze nutzen!", erklärte der amtierende Vorsitzende und Bürgermeister von Raunheim, Thomas Jühe, zum wichtigsten aktuell anstehenden Lärmschutzprojekt.
Von Anfang an legten die Mitglieder großen Wert darauf, dass die Aufgabe der Kommission "sachgerecht und ohne parteipolitische Aspekte erfüllt wurde", hob bereits der erste Vorsitzende und spätere Sozialminister des Landes Hessen, Dr. Horst Schmidt, hervor. Die Mitglieder sahen und sehen es zudem als ihren Auftrag an, vor allem für eine Entlastung der hoch Betroffenen im Nahbereich des Flughafens zu sorgen und sich dabei für die Region als Ganzes und nicht lediglich für die entsendende Kommune einzusetzen. "In der Kommission werden die unterschiedlichen Interessen in der Gemengelage zwischen Betroffenen, Wissenschaft und Luftverkehrswirtschaft kanalisiert. Gemeinsam werden Lösungen für die zumeist hochkomplexen Zusammenhänge gesucht. Vor dem Hintergrund der beiden Flughafenausbauten (Startbahn 18 West und Landebahn Nordwest) war das Beibehalten eines konstruktiven Umgangs sicherlich nicht immer einfach. Die Mitglieder der Fluglärmkommission Frankfurt kommen ihrer Aufgabe jedoch seit 50 Jahren engagiert nach. Sie übernehmen dabei in nicht unerheblichem Umfang gesellschaftliche Verantwortung!", unterstrich der stellvertretende Vorsitzende und Oberbürgermeister von Rüsselsheim am Main, Patrick Burghardt.
"Ein Großflughafen wie der Frankfurter Flughafen wird immer Lärmprobleme nach sich ziehen", stellte der damalige Vorsitzende Dr. Walter Suermann (Oberbürgermeister von Offenbach a. D.) bereits 20 Jahre nach der Gründung der Kommission fest. Wie ein roter Faden ziehen sich deshalb bestimmte Themenfelder durch die gesamte Arbeit der Kommission: Nachtflugbeschränkungen, das Umfliegen von Siedlungsgebieten, höheres An- und Abfliegen, leisere Flugzeuge und passiver Schallschutz. Vieles wurde dabei erreicht, allem voran - und unter Mitwirkung vieler anderer Beteiligter - das Nachtflugverbot zwischen 23-5 Uhr am Frankfurter Flughafen. "Die aktuellen Ergebnisse der NORAH-Studie warnen jedoch davor, sich zurück zu lehnen und an den erreichten Erfolgen zu laben. Die nachgewiesene gesundheitsschädliche und die Lebensqualität beeinträchtigende Wirkung von Fluglärm wird auch in Zukunft Anspruch für die Kommission sein, sich zum Wohle der Bevölkerung für eine Verbesserung der Fluglärmsituation einzusetzen", hob die stellvertretende Vorsitzende und Umweltdezernentin von Mainz, Katrin Eder, hervor.
Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir erklärte: "In dem Konflikt, der bei aller Bedeutung des Flughafens durch die Lärmbelastung entsteht, braucht es Instanzen, die für Sorgfalt, für Rationalität und Beharrlichkeit bei der Konfliktlösung stehen. Keine Institution hat über die Jahrzehnte diese Rolle so kontinuierlich verkörpert wie die FLK. In der Fluglärmkommission gelingt es immer wieder, aus einer Summe individueller Betroffenheiten und Interessen einen gemeinsamen Blick zu entwickeln. Das ist umso bemerkenswerter, als sich beim Fluglärm am Ende immer auch die Verteilungsfrage stellt. Es verdient daher hohe Anerkennung, dass sich die Fluglärmkommission in den entscheidenden Situationen immer auf breit getragene Beratungsergebnisse einigen konnte. Auch deshalb kann die Frankfurter Fluglärmkommission selbstbewusst und unabhängig agieren. Ich begrüße das, weil sie in diesem schwierigen Konfliktfeld eine ganz wichtige gesellschaftspolitische Funktion hat. In diesem Sinn ermuntere ich Sie ausdrücklich, diesen Weg weiter zu gehen. Wir brauchen Sie."
Detailliertere Informationen zur Geschichte der Fluglärmkommission Frankfurt entnehmen Sie bitte unserer Festschrift zum Jubiläum "50 Jahre Fluglärmkommission Frankfurt" (PDF, 5MB).