FRA/jh - Die Fraport AG hat die Erklärung und Begründung der Arbeitsgruppe Flughafen Frankfurt Main (AG FFM) der Störfallkommission, die vor einer Woche die Unvereinbarkeit einer neuen Landebahn mit dem Chemiewerk Ticona erklärt hatte, eingehend geprüft und zahlreiche gravierende Mängel nachgewiesen. "Das Votum der AG Flughafen Frankfurt Main kann keine Grundlage für die Entscheidung der Störfallkommission am 18. Februar bilden, weil es auf eklatanten Unzulänglichkeiten basiert", erklärte Dr. Wilhelm Bender, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG. In einem Schreiben forderte er die Mitglieder der Störfallkommission auf, das Votum der AG FFM und dessen Begründung kritisch zu überprüfen.
Fraport kritisiert, dass die AG FFM aus allen vorliegenden Gutachten ausschließlich Passagen übernimmt, die ihr negatives Urteil stützen. "Sie ignoriert völlig die positiven Wertungen, die eine Verträglichkeit von Ticona und der Landebahn Nordwest belegen", sagte Dr. Bender. Auch hat die AG FFM bei der Bewertung des Absturzrisikos eines Flugzeugs auf das Ticona-Gelände nicht hinreichend berücksichtigt, dass eine künftige Nordwest-Landebahn ausschließlich mit Hilfe moderner Flugführungsinstrumente (Präzissionsanflüge) angeflogen wird. Bei solchen Anflügen ist die Absturzhäufigkeit um einen Faktor 5 niedriger. Unberücksichtigt ließ die AG FFM auch die von Gutachtern vorgestellten möglichen Maßnahmen der Risikominimierung durch Veränderungen am Störfallbetrieb. So hat der TÜV Pfalz sehr wohl die Möglichkeit gesehen, dass die Landebahn Nordwest und das Ticona-Werk miteinander vereinbar sind.
Prof. Manfred Schölch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Fraport AG, erklärte, dass die von der AG FFM angesetzten Maßstäbe konsequenterweise auf alle von Flugzeugabstürzen potenziell betroffenen Lagen an anderen deutschen Flughäfen angewandt werden müssten. Würde dies geschehen, wäre der Luftverkehrsstandort Deutschland ebenso gefährdet wie eine nicht überschaubare Anzahl deutscher Industriestandorte. Er meinte, dass die Mitglieder der AG FFM offensichtlich nicht die Konsequenzen ihrer Empfehlung überblickt haben.
Kritik äußerte Prof. Schölch auch am Umgang der AG FFM mit dem so genannten Schweizer Bewertungsmaßstab für die Folgen eines potenziellen Flugzeugabsturzes. So werde der Schweizer Bewertungsmaßstab unzulässigerweise mit einer anderen Berechnungsmethode zum Absturzrisiko gekoppelt. Vor allem aber wird die Schweizer Methode von der AG FFM auf die Beschäftigten des Störfallbetriebs Ticona selbst angewendet, die nach den Schweizer Regeln aber ausdrücklich nicht in die Bewertung mit einbezogen werden. Die Bewertung der AG FFM ist damit von Grund auf falsch. "Dieses Vorgehen ist nicht legitim, das bestätigen uns auch schweizer Anwälte und Gutachter", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende.
Das Votum der AG Flughafen Frankfurt Main konterkariert auch die Grundlage der bestehenden Ticona-Betriebsgenehmigungen. "Bei Erlangung ihrer Betriebsgenehmigung hat Ticona vorgetragen und gutachterlich belegt, dass trotz direkter Überflüge ihrer Produktionsanlagen eine Gefährdung durch den Luftverkehr unwahrscheinlich ist und die Folgen eines Absturzes auf das Werksgelände beschränkt bleiben", erklärte Prof. Schölch. Die Anwendung der von der AG FFM erarbeiteten Kriterien würde bedeuten, dass die Genehmigungen für Ticona unter falschen Annahmen erteilt wurden und somit von der Genehmigungsbehörde zurückzunehmen sind.
Hinweis an die Presse: Fraport hat das ausführliche Schreiben an die Mitglieder der Störfallkommission und diverse politische Gremien ins Internet gestellt. Finden können Sie es unter www.ausbau.flughafen-frankfurt.com.
Direkte Links zu den ergänzenden Dokumenten von Fraport (von der Redaktion eingefügt):
Fraport AG Absturz-Gefahr Gefahren durch Flughafenausbau FRA Ticona Risiko Störfall-Kommission (SFK)