"Eine Betrachtung der Fragen zeigt bereits deutlich, dass die von Fraport präsentierte Studie Die Zukunft des Frankfurter Flughafens lediglich ein Instrument der Stimmungsmache ist", kritisiert der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion Bündnis 90 / DIE GRÜNEN im Hessischen Landtag, Frank Kaufmann, den jetzt vorliegenden Fragenkatalog. Kaufmann hatte sich nach der Präsentation der Studie durch die Fraport AG um die Originalunterlagen bemüht und daraufhin von infratest den Fragenkatalog erhalten.
"Angesichts der professionellen Durchführung der Studie sind Repräsentativität und Reliabilität kaum zu bemängeln, es geht vielmehr um die Validität, d. h. man muss wissen, was die Studie misst und was eben nicht", unterstreicht Kaufmann und stellt fest, dass hier ein undifferenziertes Stimmungsbild gezeichnet wird, ohne z. B. Aspekte wie Informiertheit oder auch Betroffenheit der Befragten zu berücksichtigen. "Bei der Auseinandersetzung um den Flughafenausbau geht es anders als Fraport Glauben machen will aber gar nicht um die Sicherstellung von Mehrheiten in der Bevölkerung, es geht vielmehr um den Schutz von Minderheiten. In diesem Kontext ermittelt die Studie im Kern den Grad der gesellschaftlichen Entsolidarisierung und löst keinerlei der mit dem Ausbauvorhaben verbundenen Probleme."
Einen weiteren gravierenden Mangel der Studie sehen die GRÜNEN in der sehr unterschiedlichen Informiertheit der Befragten. Durch den Fragebogen wurde jetzt erstmals bekannt, dass es auch die Frage (29) gab: "Fühlen Sie sich ausreichend informiert über das Thema Flughafen Frankfurt?", die in der Präsentation verschwiegen wurde. "Eine Auswertung dieser Frage wird wohl bewusst vermieden", kommentiert Kaufmann dazu, "bestimmt nicht weil die Ergebnisse so günstig für Fraport sind. Wenn die Mehrheit der Informierten den Ausbau ablehnt und nur eine große Zahl von Ahnungslosen mehrheitlich für ihn votiert, wäre das schon ein ganz anderes Bild." Kaufmann fordert deshalb eine Auswertung der Antworten genau nach der Antwort zu Frage 29. Bei einem so hochkomplexen Thema wie dem Flughafenausbau sei aber nach Auffassung der GRÜNEN für eine sinnvolle Bewertung ein gewisser Informationsstand Mindestvoraussetzung, ansonsten bewege man sich im Bereich der Astrologie.
"Auch an der Konzeption der Studie ist Kritik angebracht", betont Kaufmann, "die vorgegebenen Antwortalternativen beschränken sich im wesentlichen auf die Extrema. So werden weder die diskutierten Ausbausalternativen noch Möglichkeiten der Kooperation mit anderen bestehenden Flughäfen als Antwort angeboten."
Besonders werde der konzeptionelle Mangel auch an Frage 3 deutlich. Eine solch konfrontative Gegenüberstellung von Arbeitsplätzen gegen Umweltschutz wie dort sei unzulässig, weil schon lange nicht mehr auf der Höhe der Fachdebatte.
Besonders zu kritisieren ist nach Auffassung Kaufmanns aber vor allem die suggestive Wirkung auf die der Fragebogen hin angelegt ist. "Schon die Reihenfolge der Fragen führt den Befragten auf einen Weg des Heils über den Flughafenausbau, so dass er alternativlos nur noch für den Ausbau und wütend
gegen die Ausbaugegner sein kann." Dies werde am deutlichsten in Frage 35:
"Viele der rund um den Flughafen liegenden Kommunen erhöhen teilweise öffentliche Gebühren und Abgaben und schränken aus finanziellen Gründen die Angebote für die Bürgerinnen und Bürger ein bzw. streichen sie ganz. Finden Sie es vor diesem Hintergrund richtig, dass kommunale Bedienstete mit dem Protest gegen den Flughafenausbau beschäftigt und Rechtsanwälte mit den Klagen gegen
den Ausbau beauftragt werden?" "Diese Frage steht natürlich so nicht in der Präsentation", unterstreicht Kaufmann, dort sei der Text verfälschend verkürzt auf "Finden Sie es richtig, dass kommunale Bedienstete mit dem Protest gegen
den Flughafenausbau beschäftigt und Rechtsanwälte mit den Klagen gegen den Ausbau beauftragt werden?" "Dies ist nichts anderes als der Versuch, den Widerstand gegen den Flughafenausbau vor Ort zu diskreditieren, indem man ihn mit Gebührenerhöhungen in Verbindung bringt. Eine solche Verfahrensweise verbietet sich für eine seriöse Umfrage."
Als Fazit stellt Kaufmann fest: "Die Studie dient in keiner Weise der Wahrheitsfindung; sie ist ein Instrument der Stimmungsmache und damit nichts als bestellte Propaganda."
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