Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat seit dem 1. März 2021 den Probebetrieb für das Anflugverfahren Segmented Approach „RNAV Y Approach“ (bisher bezeichnet als Segmented RNAV (GPS) Approach) für aus Süden kommende Anflüge aufgenommen. Dieses Verfahren ist nicht neu, sondern fand bereits seit Ende 2010 Anwendung, allerdings nur zwischen 23.00 und 5.00 Uhr. Seit dem 1. März soll es allerdings auch in den Zeitfenstern von 5.00-7.00 Uhr, von 13.00-18.00 Uhr und von 20.00-23.00 Uhr Anwendung finden. Durch dieses Anflugverfahren soll der Fluglärm in Offenbach und Hanau verringert werden, zu Lasten von mehreren Städten südlich der Standard-Anflugrouten auf die Parallelbahnen.
Gegen diese Entscheidung wehren sich nun die Anrainergemeinden im Kreis Offenbach. Die kreisangehörigen Städte und Gemeinden Dietzenbach, Dreieich, Egelsbach, Hainburg, Heusenstamm, Langen, Mainhausen, Neu-Isenburg, Obertshausen, Rödermark, Rodgau sowie Seligenstadt lehnen Zusatzbelastungen durch Fluglärm, wie sie beispielweise durch Segmented Approach geschaffen werden, strikt ab. Auch die Stadt Erzhausen aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg schließt sich an. Sie alle sprechen sich dagegen aus, dass dieser versetzte Anflug in den Regelbetrieb übernommen wird. Dazu sollen entsprechende Messstellen für Fluglärm, Feinstaub und Ultrafeinstaub auf der neuen sich im Probebetrieb befindenden Anflugroute errichtet werden.
Einmütig wird beanstandet, dass bestimmten Regionen jetzt zusätzlicher weiterer Fluglärm zugemutet werden soll, die zudem auch schon unter Straßen- und Schienenlärm leiden. Zum Beispiel sind Obertshausen und der Neu-Isenburger Stadtteil Gravenbruch bereits durch die nahe gelegene BAB 3 stark belastet.
Die Kommunen drängen darauf, dass man Lärm verteilende Maßnahmen endlich nicht mehr weiter vorantreibt, sondern vielmehr auf Lärm mindernde Maßnahmen setzt, die allen Betroffenen zu Gute käme. „Gerade jetzt“, so Bürgermeister Halil Öztas aus Heusenstamm, „bietet sich die besondere Gelegenheit, den gesamten Flugbetrieb neu aufzustellen, damit nicht in einigen Jahren alles wieder beim Alten ist. Wir müssen verstärkt auf aktive Lärmschutzmaßnahmen setzen, wie lärmarmes Fluggerät oder leisere Anflug- und Startverfahren. Davon würden alle betroffenen Bürgerinnen und Bürgern profitieren.“
Besorgt über die Entwicklung zeigt sich auch der Obertshausener Bürgermeister Manuel Friedrich. „Es wird ignoriert, dass unsere Wohngebiete bereits durch Verkehrs- und Gewerbelärm vorbelastet sind. Wir tun alles dafür, diesen Lärm zu mindern und können den Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr vermitteln, dass sie jetzt noch einen weiteren Lärmaufschlag verkraften sollen.“
Und der Bürgermeister der durch Fluglärm bereits stark gebeutelten Stadt Neu-Isenburg, Herbert Hunkel, erklärt: „Vor allem in Gravenbruch leiden viele schon unter dem Straßenlärm der BAB 3, es darf nicht sein, dass durch neue Flugrouten zusätzlicher Lärm entsteht. Es muss endlich dafür gesorgt werden, dass es leiser wird, und zwar für alle.“
„Wir machen hier deutlich, dass das Thema so auf keinen Fall akzeptiert wird und wir uns gegen entsprechende Planungen der FLK und DFS zur Wehr setzen. Eine Umverteilung des Lärms zu Lasten von anderen ist aus unserer Sicht nicht zielführend und auch nicht akzeptabel und spielt die Gemeinden einer Region gegeneinander aus.“, erklärt Hainburgs Bürgermeister Alexander Böhn.
„Die bloße Verlagerung ist keine Lösung für die Problematik Fluglärm. Nach dem Scheitern der Verlagerung der Route ‚Amtix kurz‘ in Richtung Norden versucht nun die FLK erneut kurzfristig Lärmverlagerungen als aktiven Schallschutz zu verkaufen. Auch Egelsbach hält dies nicht für den richtigen Weg, ob nun beim Segmented Approach oder bei Amtix kurz.“, sagt Tobias Wilbrand, Bürgermeister der Gemeinde Egelsbach.
Claudia Lange, Bürgermeisterin aus Erzhausen, bestätigt das und ergänzt: "Beunruhigend ist, dass die FLK erneut übereilt entscheidet und weder die Betroffenen noch die Verantwortlichen der betroffenen Gemeinden ausreichende Zeit bekommen, sich mit der geplanten Lärmverlagerung und ihren Auswirkungen auseinanderzusetzen.“
Mainhausens Bürgermeister Frank Simon: „Auch wenn Mainhausen nur sehr am Rand von der neuen Route des Segmented Approach betroffen ist, zeigen wir uns beim Thema Fluglärm solidarisch mit allen anderen betroffenen Kommunen in unserer Nachbarschaft. Eine Lärmstreuung und Verlagerung kann langfristig nicht das erklärte Ziel sein.“
Rodgaus Bürgermeister Jürgen Hoffmann: „Es geht letzten Endes darum die Belastung durch den Flugverkehr gleichmäßig in der Region zu verteilen.
Ebenfalls zeigen sich die Städte Dietzenbach, Dreieich, Langen, Rödermark und Seligenstadt solidarisch beim Thema Fluglärm. Weil Verkehrs- und Umgebungslärm Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben, appellieren die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Region gemeinsam an die Entscheidungsträger endlich dafür zu sorgen, dass die Auswirkungen schädlicher Umwelteinflüsse endlich für alle reduziert werden. Eine Umverteilung kann nicht im Sinne der Betroffenen sein.
Abschließend fordern die betroffenen Kommunen den Kreis Offenbach auf, sich mit ihnen zu solidarisieren und gemeinsam beim Thema Fluglärm zu agieren.
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